Kef Aziza ist eine 4,5 km lange, begehbare Höhle in Marokko. Bis wir sie zusammen mit Stefan und Alex gefunden haben, vergeht fast ein halber Tag. Zuerst fahren wir eine Piste entlang, von der wir glauben, sie führe uns zur Höhle, finden allerdings nur einen verlassenen Ksar. Nicht wirklich schlimm, da die Offroad Strecke dorthin echt cool war und wir Spaß daran haben, die alten Ruinen zu erkunden. Auch Stefand und Alex sind begeistert.
Nach den Ruinen machen wir uns dann nochmal auf den Weg und suchen die Höhle, die eigentlich unser Tagesziel ist. Nach langer Sucherei erspähen wir dann auch das kleine Loch weiter oben in den Felswänden direkt an einem Flussbett und suchen uns einen schönen Platz unter Palmen, der uns auch als Nachtlager dienen soll. Kaum geparkt, machen wir uns auch schon an den Aufstieg zur Höhle. Es beginnt relativ unspektakulär mit einem kleinen Höhleneingang, der nach ca. 50 Metern schon durch ein großes Loch in der Decke durchbrochen wird. Das sieht ganz nett aus, aber überall liegt Müll in der Höhle und viele Leute haben sich bereits mit Grafittifarben an der Höhlenmalerei versucht. Nicht sehr erfolgreich wie wir finden.
Nach ca. 150 Metern denke ich schon, es geht gar nicht weiter, da man das dunkle kleine Loch links in der Wand ohne Taschenlampe wirklich nicht sieht. Man muss sich unter einem Felsvorsprung bücken, damit es weitergehen kann und es wird abrupt stockduster. Stefan geht mit einer Lampe voraus und ich mit der Videokamera hinterher. Schon wenn er nur wenige Meter weiter vorausgeht, sehe ich fast nichts mehr. Alex bildet das Schlusslicht und Oli bleibt gleich draußen, weil ihm die ganze Sache nicht behagt. Wir gehen ca. 150 weitere Meter in die Höhle und bemerken, dass die Luft ziemlich stickig wird und es ein wenig moderig riecht. Die Felsen rechts und links sind wenig spektakulär und bieten kaum Abwechslung. Als wir zwischendurch mal nach oben leuchten, entdecken wir haufenweise Fledermäuse an den Wänden. Mir und Alex reicht es ;-). Außer dem schmalen Gang zwischen den glatten Felswänden, stickiger Luft und den Fledermäusen gibt es hier nix zu sehen. Vielleicht klingt das nicht gerade aufregend, aber dafür sind wir dann doch zu sehr Mädchen, als dass wir uns noch weiter durch die stockdunklen Gänge getraut hätten. Auch Stefan verspürt wenig Lust, die Erkundungstour allein fortzusetzen und wir machen uns auf den Rückweg. Draußen erwartet uns das von Palmen gesäumte Flussbett und eine tolle Landschaft, die uns eher zusagt.
Später wieder zurück bei den Autos, bekommen wir Besuch. Irgendein Marokkaner taucht halt immer auf ;-). Ein junger Typ, ca. 16-18 Jahre alt, der kurz Hallo sagt und dann ca. eine viertel Stunde nur dasteht und uns anschaut. Wir stellen zwischendurch ein paar Fragen, die er nett beantwortet und damit er nicht so blöd in der Gegend rumstehen muss, biete ich ihm irgendwann einen Hocker an. Zunächst winkt er ab, setzt sich dann aber doch irgendwann hin. Als er den kleinen Hund entdeckt, den wir inzwischen Risha getauft haben (weil sie aus Rich kommt), nimmt er ihn auf den Arm und hat für die nächste Stunde scheinbar eine gute Beschäftigung gefunden :-). Leider spricht er kaum Französisch und so kommt eine Unterhaltung nur stockend in Gang. Er trinkt mit uns Tee und genießt scheinbar einfach die Abwechslung von seinem sonstigen Alltag. Kein Problem, denn auch wir freuen uns immer über nette Begegnungen mit Einheimischen. Als ich ihm dann weiteren Tee anbiete, winkt er aber rigoros ab und bedeutet uns, dass er sich langsam auf den Heimweg machen muss, bevor es dunkel wird. Klar verständlich, denn weit und breit ist ja kein Dorf in der Nähe und er scheint noch einen längeren Weg vor sich zu haben.
Wir entfachen das Lagerfeuer für den Abend und zaubern noch eine leckere Pizza im Omnia. Perfekter Abend sozusagen ;-).
Von Errachidia aus fahren wir die N13 nach Meski. Hier wollen wir vor der Wüste nochmal Halt machen. Schon bei der Einfahrt auf den Campingplatz, auf dem sich auch gleichzeitig die bekannte blaue Quelle von Meski befindet, sehen wir einige bekannte Fahrzeuge. Bo mit seinem Dieselkamel, der Debbi und Dominik mit dem Radlager aus der Klemmee half, steht zusammen mit Igel und Paola und ihrem Big Blue ebenfalls auf dem Platz. Außerdem entdecken wir auch Horst und Manuela, mit denen wir zusammen mit der Pistenkuh ein paar Tage verbracht hatten. Igel und Paola mit ihren Hunden Rambo & Caramba kennen wir bisher nur vom Hörensagen, sind aber nun gespannt die zwei auch mal live zu treffen. Gleich zu Anfang werden wir so herzlich begrüßt, dass eigentlich schon nix mehr schiefgehen kann. Wir gesellen uns zur Runde und schließen Olis Geburtstag mit einem selbstgebackenen Zitronenkuchen aus dem Omnia und vielen Bieren ab. Die nächsten zwei Tage wird dann erstmal ein bisschen unter Palmen gefaulenzt und die Sonne zum Wäschewachen genutzt.
Erg Chebbi
03.03.2018 – 04.03.2018
Nachdem wir genug vom Rumhängen haben, geht es für uns weiter in die Wüste. Endlich! Wir freuen uns auf den Sand und die Dünen und blicken den nächsten Tagen mit Spannung entgegen. Wirkliche Wüste habe ich bis dahin noch nie gesehen. Oli, der viele Jahre seines Lebens in Saudi-Arabien verbracht hat, kann es kaum erwarten. Leider kommt es ein bisschen anders, als wir erwarten. Ziemlich stürmisch geht es zu als wir die N13 entlang über Erfoud in Merzouga ankommen. An Aussteigen aus dem Auto ist kaum zu denken. Auch die Sicht wird durch den Sand in der Luft ziemlich erschwert und wir sind ein wenig enttäuscht. Zwar hatten wir im Wetterbericht bereits gesehen, dass es ein wenig windig sein soll, allerdings hatten wir es uns nicht ganz so schlimm vorgestellt. Da unser Marokko-Visum sich dem Ende neigt, können wir auch nicht ewig auf besseres Wetter warten.
Als wir so entlang der Erg Chebbi fahren, entdecken wir plötzlich zwei ausgebaute LKW’s weiter weg auf einer Sandfläche. Bei genauerem Hinsehen, bemerken wir, dass einer der LKW’s festzustecken scheint. Das wollen wir uns mal aus der Nähe anschauen und fahren hin. Tatsächlich! Fast sieht es nach einem hoffnungslosen Unterfangen aus, wie die 10 zur Hilfe geeilten Marokkaner versuchen, mehrere Sandbleche unter die Reifen zu stopfen. Wir packen mit an und freuen uns ca. 2 Stunden später, dass der LKW wieder frei ist. Durch den sehr starken Wind wurde es ziemlich anstrengend und wir sind froh, als es geschafft ist. Da es schon reichlich spät geworden ist, beschließen wir, zusammen mit dem Schweizer Pärchen aus dem einen LKW und dem Deutschen Pärchen samt dritter Mitfahrerin, einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir wollen etwas geschützt stehen, was sich gar nicht so einfach realisieren lässt. Wir finden aber doch einen relativ ruhigen, einigermaßen windgeschützten Platz und gehen ziemlich früh ins Bett.
Am nächsten Morgen schöpfen wir zunächst Hoffnung. Kein Wind! Wir genießen den Sonnenaufgang über den Dünen und quatschen lange Zeit noch mit den anderen, bevor wir uns auf den Weg machen, die Gegend rund um die Erg Chebbi weiter zu erkunden. Als es auf die Mittagszeit zugeht, kommt immer mehr Wind auf. Ne Stunde später wird es uns dann auch schon wieder zuviel. Man kann kaum Zeit draußen verbringen, ohne dass man sich gleich wie gesandstrahlt fühlt. Auch den kleinen Hund kann ich kaum rauslassen, weil sie direkt vom Wind wieder umgeweht wird. Zusätzlich zu schaffen machen uns etwas die vielen Marokkaner, die ständig an uns kleben, um uns einen Kamelritt oder eine Offroad-Fahrt durch die Dünen anzudrehen. Wir hatten uns eigentlich total auf die Wüste gefreut, jedoch war die Stimmung irgendwie ein wenig im Keller. Naja, so ist das halt. Wir beschließen, dem Sandsturm zu entgehen und die Erg Chebbi erstmal wieder zu verlassen.
Und nochmal Meski
04.03.2018 – 05.03.2018
Da wir wussten, dass in Meski auf dem Campingplatz noch einige nette Leute rumstehen, fahren wir direkt wieder dorthin zurück. Tatsächlich finden wir dort Stefan und Alex wieder, mit ihrem VW LT 4×4, sowie Georg und Manuela mit ihrem …, die wir vorher noch nicht kannten. Georg hatten wir aber bereits über unsere Facebook Gruppe auf dem Schirm und so gab es ein herzliches Kennenlernen. Mit Stefan und Alex beschließen wir, am nächsten Morgen einen Abstecher zu einer nahegelegenen Höhle zu machen, bevor uns unser Weg wieder Richtung Norden führt. Den Abend lassen wir dann alle zusammen mit einigen Bieren und tiefgründigen Gesprächen ausklingen ;-).
Von Rich aus fahren wir auf der N13 Richtung Errachidia. Kurz vor Errachidia kommen wir an einem Stausee vorbei und schon von Weitem erkennt Oli die Pistenkuh auf der steinigen Plattform. Wir beschließen, mal kurz Hallo zu sagen und fahren runter. Aus dem kurzen Hallo werden fast 3 Tage und viele tolle Gespräche. Wir kannten die beiden bisher noch nicht persönlich und freuen uns, die nette Bekanntschaft gemacht zu haben. Am 3. Tag machen wir dann aber doch endlich den Abflug, weil unser Zeitplan ein wenig hinterherhinkt. Weiter geht es also auf gleicher Route Richtung Errachidia.
Errachidia
28.02.2018 – 01.03.2018
Aber halt! Da war doch noch was … So schnell geht es nicht weiter. Gerade die Abbiegung vom Stausee verlassen, da halten uns 2 Polizisten an. Wir machen uns keine Sorgen, werden schlussendlich aber doch ziemlich lange festgehalten. Wie gewöhnlich bei den Polizeikontrollen in Marokko wollen die Zwei zuerst unsere Reisepässe sehen. Dann stellen sie uns Fragen. Woher kommen wir? Wohin fahren wir? Warum sind wir in Marokko? Was arbeiten wir? Alles kein Problem. Als nächstes will der nette Herr dann den Fahrzeugschein sehen. Hmmm… wo war der denn noch gleich? Oli sucht die üblichen Stellen ab, kann ihn aber nirgends finden … “Moment noch, Herr Polizist!”. Oli verschwindet nach hinten und begibt sich an die Suche. Wo ist denn bloß der blöde Fahrzeugschein? Der Polizist wird schon ungeduldig und fragt mich vorne, was Oli da hinten macht. Ich setze ein entschuldigendes Lächeln auf und hoffe das Oli das Ding endlich findet. “Ah da isser ja!” triumphiert Oli, klettert nach vorne und reicht den Fahrzeugschein aus dem Fenster. Alles top also … Jetzt bitte noch hinten die Türen aufmachen. Hmmm… schon etwas ungewöhnlicher bei ner normalen Kontrolle. Oli öffnet die Türen und der Polizist will einsteigen. Sam waltet seines Amtes und fängt an zu knurren. Den Polizist stört es nicht, denn so kann er gleich auch noch die Papiere des Hundes kontrollieren. Macht er auch. Alles da, alles top! Soooo jetzt bitte mal zeigen wo der Kühlschrank ist. Häää, Kühlschrank? Naja egal, wir haben ja nix zu verbergen. Denken wir zumindest … Bis der Polizist das Bier entdeckt. Jetzt will er auch noch die Bierdose haben, denn “Bier ist illegal”, sagt er. “Nix illegal”, sagt Oli, “haben wir doch in Marokko gekauft”. Der Polizist steigt mit der Dose aus und zeigt sie seinem Kollegen. “Die wollen vielleicht einfach nur das Bier abstauben”, sagt Oli zu mir. Klingt einleuchtend, wäre allerdings ein herber Verlust für uns ;-). Wir lassen uns aber nicht beirren und beharren darauf, dass Bier ganz bestimmt nicht “illegal” für uns ist. Plötzlich hat er scheinbar ein Einsehen, drückt Oli die Dose in die Hand und wünscht uns noch ne “bonne route” … Mensch, was war denn das für ne Nummer? Naja, hauptsache es kann weitergehen nach Errachidia.
Angekommen in Errachidia, suchen wir erst mal den Supermarkt auf, um uns mit ein paar Dingen einzudecken, die man in den üblichen Tante-Aisha-Lädchen nicht bekommt. Schon auf dem Parkplatz fällt uns riesenhafter LKW mit deutschen Nummernschild auf, neben dem wir parken. Die Besitzer steigen ebenfalls gerade aus und man sagt sich nett Hallo. Bodo und Hadda heißen die beiden. Er Deutscher, sie Marokkanerin. “Bodo mit dem Bagger und er baggert noch”, sagt sie lachend mit ihrem marokkanischen Akzent. Wirklich nett die beiden. Sie leben in Errachidia und haben dort ein Haus. Ruckzuck folgt auch schon die Einladung auf nen Kaffee auf ihrer Terasse. Da sind wir doch dabei :-)! Schnell was einkaufen und dann ab auf nen Kaffee zu den beiden. Bodo hat seinen großen Wohn-LKW auf seinem Hof stehen, mit ner großen Mauer drumrum. Da Bodo auch mal ganz froh ist, mit Deutschen zu quatschen, lädt er uns ein über Nacht zu bleiben. Wir wollten zwar streckenmäßig noch ein paar Kilometer hinter uns bringen an diesem Tag, aber hey, sooo eilig isses auch wieder nicht. Wir verbringen also einen netten Abend mit Bodo und Hadda und für mich springt sogar noch ne Dusche raus ;-). Was will man mehr?
Am nächsten Morgen – es ist Olis Geburtstag – verabschieden wir uns herzlich von den beiden und machen uns endlich auf in Richtung Wüste :-). Erg Chebbi ist unser nächstes Ziel …
Aus dem hohen Atlas kommen wir nach Er-Rich gefahren und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diese Stadt uns wohl immer in Erinnerung bleiben wird. Es ist gerade Markt und wir beobachten das rege Treiben der Marokkaner. Als wir auf den Marktplatz kommen, fallen uns als erstes die vielen Mercedes T1 auf, die fast den gesamten Marktplatz einnehmen. Hier fühlt sich Oli natürlich wie im 7. Himmel :-). Er parkt mittendrin und freut sich über die belustigten Blicke der Marokkaner. Wieder staunen alle über die großen Reifen auf unserem “Iggy”. Kaum angehalten, liegen die ersten Marokkaner schon unter unserem Auto und können gar nicht glauben, dass wir ein Allradfahrzeug haben. Immer wieder rufen sie mit Fragezeichen in den Augen: “Kat kat”? “Klar!”, bestätigen wir dann immer stolz … Kat kat (keine Ahnung wie es wirklich geschrieben wird) kommt wohl von “quatre,” (franz.=4) also 4×4. Jedenfalls stehen wir in der Mitte der vielen Fahrzeuge und Oli schießt fröhlich ein paar Bilder.
Nach ausreichend Fotos kurven wir noch ein bisschen durch die Stadt. Auf einem anderen vielbefahrenen Platz liegt da plötzlich ein kleines Hinderniss auf der Straße, dem Oli ausweichen muss. Auch andere Autofahrer fahren knapp dran vorbei. Beim Weiterfahren bemerke ich, dass es sich um einen kleinen Welpen handelt. Einsam und allein hockt er da auf der Straße. Ich bin gleich am Start und schreie “Halt! Den müssen wir von der Straße nehmen”. Oli muss ohnehin drehen und zähneknirschend zurückfahren, da wir in einer Sackgasse gelandet sind. Er weiß ja schon was kommt … In weiser Voraussicht fährt er nochmal an dem kleinen Häufchen vorbei und redet auf mich ein “Nix da, wir können keinen Hund mitnehmen. Der gehört schon wohin, wir fahren jetzt weiter”. Mit wilden Drohungen bringe ich ihn dazu, das Auto erneut zu wenden, damit ich den Hund “nur mal schnell von der Straße nehmen kann”. Nur schnell schauen, wo die Mama ist, mehr will ich ja gar nicht. Ich steige aus, nehme das Häufchen von der Straße und blicke mich fragend nach den umherstehenden Marokkanern um. Ein Ladenbesitzer lässt meinen kleinen Funken Hoffnung platzen und teilt mir mit eindeutigen Gestiken mit, dass die Mutter des Welpen erschossen wurde. Als ich weitere Leute befrage, teilt man mir – wieder mit eindeutigen Gestiken – mit, dass ich den Hund doch einfach in die Mülltonne schmeißen solle. Hmm… natürlich keine Option! Als ich mit dem Würmchen auf dem Arm ins Auto steige, startet Oli einen letzten kläglichen Versuch, mich von der Mitnahme des Welpen abzubringen. Natürlich ohne Erfolg … Schwuppdiwupp packe ich das Mäuschen, welches sich nach einer kleinen Untersuchung als weiblich rausstellt, in die Badewanne, während Oli in einem Autoteileladen nach Mercedes-Aufklebern sucht. Sie ist ziemlich schmutzig und ich will das Bad auch für eine erste Bestandsaufnahme nutzen. Keine Flöhe! Das verbuche ich schonmal unter den Pluspunkten. Flöhe im Camping-Auto möchten wohl niemand gern haben ;-). Ansonsten fällt mir erstmal nichts weiter auf. Es soll sich noch rausstellen, dass ich damit ziemlich falsch liege, aber dazu schreibe ich in einem gesondertern Beitrag noch mehr.
Erstmal ist das Würmchen bei uns und wir beschließen, es aufzupeppeln. Ich schätze, sie wäre an diesem Tag wohl entweder noch überfahren, verhungert oder vielleicht von marokkanischen Kindern zu Tode gesteinigt worden. Erfahrungsgemäß sind die da nicht so zimperlich mit kleinen Hunden. Naja, jetzt erst mal weiter im Programm mit unserem Roadbook.
Oli sucht – wie bereits erwähnt – nach Aufklebern, um unseren Mercedes ein bisschen “aufzuhübschen” (was das angeht, haben wir jedoch nicht unbedingt denselben Geschmack ;-)). Als er nach ner halben Stunde noch immer nicht zurück ist, gehe ich mal schauen, was er so treibt. Da hockt er doch tatsächlich direkt vor dem Laden mit dem Ladenbesitzer auf dem Bürgersteig und trinkt ne Tasse Tee. Da kann ich ja lange warten … Naja, aber so muss das halt in Marokko! Mir ist gleich klar, dass es wohl noch keine preisliche Einigung gegeben hat. Ich setze mich also dazu, werde herzlich begrüßt und bekomme ebenfalls eine Tasse Tee. Der Ladenbesitzer spricht sogar recht gutes Englisch und sein Kumpel, der ebenfalls dabei sitzt, spricht Spanisch und Englisch. Da sitzen wir also auf dem Boden, quatschen über Gott und die Welt und nebenbei wird immer mal wieder über den Preis für den großen Haufen Aufkleber, den Oli vor sich liegen hat, gefeilscht. Während wir da sitzen kommen immer wieder wildfremde Leute vorbei und bieten uns was von ihren Einkäufen an. Nicht etwa verkaufen, sie wollen uns was schenken. So gibts Bananen und Erdbeeren zum Tee und immer wieder gesellen sich Leute dazu um mitzureden. So kann man den Nachmittag auch rumkriegen :-). Nach ca. zweieinhalb Stunden zieht es uns dann aber doch weiter. Über den Preis wird sich dann endlich geeinigt und wir verabschieden uns herzlich von den netten Marokkanern.
Unser nächstes Ziel ist Errachidia.
PS: Für alle, die die Geschichte des kleinen Hundes weiterverfolgen möchten, gibt es in Kürze – da vielleicht nicht alle auf Hundegeschichten stehen – eine gesonderte Blogreihe.
Nach Tazzarine geht es weiter auf der N12 bis Alnif und danach auf der R113 bis Tinerhir, wo die berühmte Todra Schlucht beginnt oder, wenn man so will, endet. Anfangs ist die Todra Schlucht eine schmale Straße, von der rechts und links imposante bis zu 300 m hohe Felswände in den Himmel ragen. Der schmale Eingang ist größtenteils kommerzialisiert und man findet viele Verkaufsstände entlang der Straße. Wir werden von jeder Menge Kinder umringt, die uns aus Palmenblättern gebastelte Kamele “schenken” wollen. Zu Beginn ist es noch ok, aber nach dem 5. Palmenkamel machen wir uns dann schnell davon, schießen auf dem Weg noch ein paar Bilder und fahren weiter.
Immer den Fluss entlang fahren wir bis kurz vor Imilchil und biegen dann rechts ab Richtung Er-Rich. Wir befinden uns inzwischen auf 2800 m. Rechts und links neben der Straße türmen sich bereits schmelzende Schneeberge. Hier oben ist es natürlich deutlich kälter, aber trotzdem sehr schön. Durch die Schneeschmelze ist natürlich reichlich Wasser im Fluss. Immer wieder passieren wir überschwemmte Straßenabschnitte und gönnen Iggy eine Unterbodenwäsche.
Wir fahren durch viele Bergdörfer, deren Straßen nur noch aus großen Schlaglöchern bestehen. Hier kommen – zumindest um diese Jahreszeit – nicht so oft Touristen durch. Die Menschen schauen zwar etwas mürrischer drein, winkt man ihnen aber zu oder lacht sie an, erhält man ein Lächeln zurück und es wird ebenso gewunken, wie sonst überall in Marokko. Insgesamt sind wir sowieso ziemlich begeistert von der Freundlichkeit der Marokkaner. Schlechte Erfahrungen haben wir bisher keine nennenswerten gemacht. Ich stelle mir immer wieder vor, wie es in Deutschland abläuft, wenn ein Wohnmobil bzw. Bus aus einem fremden Land vorbeifährt. Es wäre kaum anzunehmen, dass die Insassen von irgendwem ein nettes Lächeln erhalten oder ihnen zugewunken würde.
Naja, wie auch immer … Mitten auf dem Weg im hohen Atlas beginnt es irgendwann dunkel zu werden und wir suchen einen Nachtplatz. Gar nicht so einfach, wenn wir nicht unbedingt mitten in einem Dorf übernachten wollen. Schließlich finden wir eine Ausbuchtung in den Felswänden wo wir auf einer kleinen Fläche parken und die Nacht verbringen können. Am nächsten morgen schauen wir uns etwas in der Gegend um und entdecken direkt neben unserem Nachtplatz einen hübschen kleinen Wasserfall. Leider ist es uns etwas zu kalt für eine morgendliche Dusche unterm Wasserfall. Richtung Er-Rich geht es immer weiter runter und auch die Temperaturen werden wieder wärmer. Unser nächstes Ziel ist also Er-Rich …
Nachdem wir Ouarzazate hinter uns lassen, düsen wir mit einem kleinen Halt in Agdz über die N9 weiter nach Zagora. Dort wollen wir wieder auf unsere Österreicher Freunde Sabine und Peter mit ihrem Mercedes Rundhauber August (www.augustderreisewagen.at) treffen. Wir sind auf dem Campingplatz Sindi bat verabredet und treffen zu unserer Überraschung auch wieder auf die Feuerwehr, sowie Debbi und Dominik. Auch Bo, mit seinem Iglhaut ist dort und wir verbringen in großer Runde zwei nette chillige Tage auf dem Campingplatz in Zagora. Wir nutzen die Zeit und das schöne Wetter, um mal wieder Wäsche zu waschen und ein paar Schönheitsarbeiten an Iggy durchzuführen. Ich klebe unser großes wegfahrer.de Logo auf die Seite und Oli malt den Afrikanischen Kontinent aufs Auto. Außer faulenzen, machen wir in Zagora nicht viel und düsen nach den zwei Tagen weiter Richtung Tazzarine, wo wir uns ca. 5000 Jahre alte Steingravuren anschauen möchten.
Die Steingravuren bei Tazzarine
24.02.2018
Von Zagora nehmen wir die N12 Richtung Tazzarine. Ca. 10 km vor der Stadt geht links eine gut befahrbare Steinpiste ab. Nach einigen Kilometern gelangt man in ein trockenes Flussbett, welches man durchfahren muss, um zu den Steinmalereien zu kommen. Mitten auf dem Weg gibt es plötzlich einen Knall. Nach kurzer Bestandsaufnahme stellen wir fest, dass der Stabilisator vorne wieder gerissen ist. Wir hatten ihn einige Zeit vorher schon mal schweißen lassen. Nicht weiter schlimm, also kann es weitergehen. Es ist schon früher Abend, als wir durchs Ouet (Flussbett) fahren und die tiefstehende Sonne taucht die ohnehin wunderschöne Strecke in ein tolles Licht. Die Piste führt durch einen kleinen Ort namens Ait Ouaazik, welchen wir auf keiner Karte finden können und endet in einer Sackgasse direkt bei den Steinmalereien. Das ganze drumherum ist relativ unspektakulär, aber die uralten Steine beeindrucken uns schon sehr. Ein netter Marokkaner erklärt uns die verschiedenen Zeichen und Tiergestalten und erzählt uns ein bisschen was über die Entstehungsgeschichte. Am Ende dürfen wir uns in ein Gästebuch eintragen und lassen ihm ein kleines “Trinkgeld” da.
Zum Übernachten fahren wir die Piste auf halber Strecke wieder zurück und suchen uns ein lauschiges Plätzchen etwas Abseits. Wir schmieden Pläne für die kommenden Tage und beschließen, auch wenn die niedrigen Temperaturen abschreckend wirken, nach der Todra-Schlucht noch weiter in den hohen Atlas zu fahren.
Von Tafraoute fahren wir eine Rundtour durch das absolut sehenswerte Ait Mansour Tal. Man fährt durch ein wunderschönes Palmengebiet welches von ockerfarbenen riesigen Felswänden eingefasst ist. Immer wieder müssen wir anhalten, um Palmenfotos zu schießen. Oli, seines Zeichens Palmenfetischist, kommt voll auf seine Kosten. Aber auch mich hat das Palmenfieber inzwischen total gepackt. Die Fahrt durch das Tal dauert, wenn man die komplette Rundtour fährt, ca. 3-3,5 Stunden. Je nachdem wie oft man anhält, um zu fotografieren ?.
Kurz hinter Taghzout fahren wir rechts ab auf eine kleine Piste. Wir wollen hoch Richtung Norden, um durch das Safrangebiet um Taliouine zu fahren, ehe wir nach Ait Ben Haddou kommen. Die Piste entpuppt sich abermals als absolut toller Streckenabschnitt. Überall blühen die Mandelbäume und die Hügel werden sanfter. Auch die Farben sind nicht mehr so intensiv, wie noch in der Palmenschlucht, jedoch nicht weniger schön. Immer wieder müssen wir Straßenabschnitte umfahren, weil der Asphalt weggespült wurde. Ist aber kein Problem, da es bereits gut befahrbare Nebenpisten gibt. Es ist bereits abends und der Himmel um uns herum ist ziemlich schwarz. An einem Berghang gibt es ein paar Büsche und wir bleiben für die kommende Nacht dort stehen. Gerade als wir uns ein paar Nudeln reinschrauben, bricht das Gewitter los. Regen kommt nicht viel, aber der Donner poltert direkt über uns los und es ist ziemlich laut. Ein bisschen mulmig wird mir da schon, aber so schnell wie es gekommen ist, ist das Gewitter auch wieder verschwunden.
Das Safrangebiet um Taliouine 21.02.2018
Nach weiteren 100 km kommen wir so langsam ins Safrangebiet. Safranfelder bekommen wir dort natürlich nicht zu sehen, da die Erntezeit längst vorbei ist. Der Safran wird in der Regel im Herbst geerntet und die Arbeit ist ziemlich mühselig. Ein Arbeiter oder eine Arbeiterin kann 7 Stunden lang Safranblüten pflücken, anschließend die Safranfäden aus den Blüten zupfen und erhält nach der Trocknung der Fäden trotzdem nur ein einziges Gramm vom gelben Gold (früher wurde Safran mit Gold aufgewogen). Genau aus diesem Grunde ist der Safran weltweit so teuer. In Marokko erhält man ihn natürlich, gerade auf dem Souk (Markt) in Talioune, verhältnismäßig günstig. Hier kostet ein Gramm Safran so zwischen 15 – 20 DH (entspricht in etwa 1,50 – 2,00 Euro). In den Kooperativen und in den kleineren Geschäften rund um das Safrangebiet, kann man das Gewürz in der Regel für 30 DH pro Gramm erstehen. Auch wir decken uns in Tinfat, einem kleinen Dorf im Safrangebiet, mit einigen Gramm ein und trinken dazu noch den allerorts angebotenen Safrantee. Dieser schmeckt überraschend gut und verleiht dem sonst eher bitteren Marokkanischen Minztee eine süßliche Note. Die N10 führt uns weiter nach Taznakht. Dort lassen wir unser Auto waschen. Das ist dringend nötig, da wir noch immer den Schlamm der Offroad-Piste, die wir mit Debbi und Dominik gefahren sind, am Auto haben. Iggy glänzt wie ne Speckschwarte nach der Wäsche :-). Wir nutzen den Ort noch, um unsere Vorräte ein wenig aufzustocken und entdecken dabei einen kleinen Gardinenladen. Hier gibt es Bommels, soweit das Auge reicht. Bommelland quasi 🙂 … Wir steigern uns schließlich in einen regelrechten Kaufrausch und kaufen am Ende insgesamt 70 Meter Bommelbordüren in jeder denkbaren Farbe.
Weiter geht’s in Richtung Tankstelle. Nicht zum tanken, wie man annehmen könnte, sondern zum Fotografieren. Bei besagter Tankstelle, die wir als nächstes anfahren, handelt es sich nämlich um die original Filmtankstelle aus dem Film „The hills have eyes“. Zwei Stunden und etliche Fotos weiter, ziehen wir ab in Richtung Ait Ben Haddou ab. Da der Tag inzwischen schon reichlich fortgeschritten ist, beschließen wir, kurz vor Ait Ben Haddou zu nächtigen, um uns am nächsten Morgen die Stadt anzuschauen. Wir hoffen so den meist um die Mittagszeit in Scharen eintreffenden Touristengruppen, ein wenig zu entgehen.
Ait Ben Haddou 22.02.2018
Unser Plan geht einigermaßen auf. Als wir relativ früh am Morgen in Ait Ben Haddou eintreffen ist kaum jemand zu sehen. Lediglich ein paar Frühaufsteher sind uns zuvorgekommen, was aber nicht weiter schlimm ist. Ait Ben Haddou ist eine alte Berberstadt, die in der für das Berbervolk typischen Lehmbauweise erbaut wurde. Seit 1987 steht der alte Ortskern der Stadt unter UNESCO Weltkulturerbe. Der Ort diente in der Vergangenheit oft als Kulisse für verschiedene Filme, wie beispielsweise „Jesus von Nazareth“, „Aladin“, „Sodom und Gomorrha“, „James Bond 007 – Der Hauch des Todes“, „Gladiator“ und schließlich auch als Drehort für „Game of Thrones“. Wir besichtigen die verschiedenen Kasbahs von Ait Ben Haddou und schlendern durch die Gassen. Verfall und Wiederaufbau der Stadt liegen nah beieinander und so spazieren wir auch durch viele Ruinen, die noch auf eine Erneuerung warten. Zur Mittagszeit treffen immer mehr Touristen ein und es wird ziemlich voll. Wir kaufen noch zwei kleine traditionell marokkanische Holzhocker ein und beschließen, den Rückzug anzutreten.
Ouazazarte ist, zumindest für uns, relativ unspektakulär. Wir düsen ne Runde durch die Stadt und schauen uns alles nur von außen an. Zwar sieht der Eingang zur Kasbah schon interessant aus, aber irgendwie haben wir nicht so richtig Lust, uns irgendetwas anzusehen.
Am 14.02. verlassen wir schweren Herzens die heiße Quelle und machen uns auf in Richtung Tafraoute. Naja, ganz so schweren Herzens nun auch wieder nicht. Sind doch tatsächlich mittlerweile soo viele neue Fahrzeuge eingetroffen, dass es immer lauter wird. Französischer Gangsterrap in voller Lautstärke is dann doch nicht so unser Ding ?.
Auf der N12 fahren wir Richtung Osten bis Tarhjijt. Von da aus geht es nordöstlich weiter Richtung Amtoudi, wo wir wieder mit Dominik und Debbi (www.halloabenteuer.ch) und mit Fritz und Jule (www.wohinzuerst.de) verabredet sind. Die vier waren von Fask schon vorgefahren, weil wir uns an der Quelle noch mit ein paar netten Leuten festgequatscht hatten. Bei Amtoudi schauen wir uns einen alten Agadir (Agadir-id-Aissa) an und genießen eine tolle Aussicht vom Berg auf den Ort und das weite Tal. In Amtoudi gibt es zwar einen Campingplatz, wir sind uns jedoch alle einig, dass wir dort nicht stehen wollen. Von dort aus fahren wir eine nette kleine Piste quer hoch Richtung Tafraoute und machen nach ein paar Kilometern Halt zum Übernachten. Der Übernachtungsplatz ist ziemlich abgeschieden und wir begegnen dort keiner Menschenseele. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass der nächtliche Sternenhimmel in dieser Nacht traumhaft ist.
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Tafraoute. Die Strecke entpuppt sich als echtes Sahnestück, denn die steinige Landschaft ist einfach wunderschön. Immer wieder halten wir an, um Bilder zu machen und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. An einer Kurve kommt uns plötzlich ein Marrokaner entgegen und fragt nach einem Wagenheber. Als wir um die Ecke schauen, wissen wir auch warum. Er hat ne Panne. Die Reparatur geht schnell vonstatten und so können wir nach ca. ner viertel Stunde weiter unseres Weges fahren. Nach einem weiteren Stück werden die Hügel flacher und die Farben der Landschaft wechseln ein wenig. Trotzdem ist auch die weitere Strecke absolut sehenswert.
Dominik und Debbi fahren vor uns und nach einiger Zeit bemerken wir einen verbrannten Geruch und Qualm links unten an ihrem Iglhaut „Fredy“. Schon im Vorfeld hatte Dominik bemerkt, dass sein hinteres linkes Radlager undicht war und nun wurde es scheinbar schlimmer. Zum gleichen Zeitpunkt sieht Dominik den Qualm an seinem Fahrzeug und bleibt natürlich stehen. Das Radlager kocht bereits über und an Weiterfahren ist nicht zu denken. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme kommt Dominik zu dem Ergebnis, es sei das Beste, das Radlager erstmal abkühlen zu lassen. Trotzdem muss selbstverständlich Ersatz her. Wie es der Zufall so will, wissen Debbi und Dominik von einem weiteren Iglhaut, der gerade bei den blauen Steinen von Tafraoute steht. Das Fahrzeug gehört zu Bo, dessen Nummer Debbi und Dominik glücklicherweise parat haben, obwohl sie Bo noch nicht persönlich kennen. Das darauffolgende Telefonat lässt Hoffnung aufkeimen. Bo glaubt, ein passendes Radlager dabei zu haben. Da es ohnehin schon relativ spät ist und der Sonnenuntergang naht, beschließen wir, quasi an Ort und Stelle erstmal unser Nachtlager aufzuschlagen. Dominik will die verbleibenden 10 km bis zum rettenden Ersatzteil mit einigen Pausen am nächsten Morgen zurücklegen. Hundert Meter weiter steht ein schöner großer Baum auf einer flachen Ebene. Wir fahren das kurze Stück hin und errichten das Nachtlager. Feuerholz gibt es dort satt und reichlich und so sammeln alle fleißig für ein abendliches Lagerfeuer. Am nächsten Morgen kommt ein grüner MB207 mit … Kennzeichen angefahren und wir erkennen Andreas wieder, den wir bereits in Guelmim auf einen kurzen Plausch getroffen hatten. Andreas gesellt sich zu uns und beschließt, den Rest der Strecke nach Tafraoute mit uns zu fahren, da auch er dieses Ziel hat.
Frisch und ausgeruht machen wir uns am nächsten Morgen auf die Socken. Der Tag ist noch jung und wir freuen uns auf die blauen Steine. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass wir den lieben langen Tag statt bei den blauen Steinen von Tafraoute, in einem Bushaltestellenhäuschen verbringen werden. Schon bei der ersten Abkühlpause für Dominik stellt sich heraus: Das wird so nix! Dominik beginnt an Ort und Stelle das Rad abzunehmen und schaut sich den Schaden genauer an. Das Radlager zerbröselt ihm fast schon zwischen den Fingern und es ist klar: So kann Fredy keinen Meter mehr fahren. Der glückliche Retter ist Bo. Nach einem weiteren Telefonat mit Debbi und Dominik kommt er uns, das passende Radlager im Gepäck, netterweise entgegen. Doch soooo schnell ist die Reparatur natürlich nicht gemacht und zu allem Überfluss fehlt auch noch ein passender Metallring. Das Metallringproblem kann Andreas lösen. Ruckizucki wird eine Maurerkelle zweckentfremdet und dient als Ersatzring für das fehlende Teil. Als Werkstatt dient ein kleines Bushaltestellenhäuschen, welches direkt neben der Pannenstelle liegt. Immer wieder halten Busse mit vielen marokkanischen Kindern an, die sich über die Mercedesansammlung freuen und uns freundlich zuwinken.
Einen Schraubernachmittag im Bushaltestellenhäuschen also später, können wir die Fahrt fortsetzen und erreichen endlich unser Ziel: Die blauen Steine von Tafraoute. Hier richten wir uns für ein paar schöne Tage bei bestem Wetter ein und führen jede Menge tolle Gespräche mit netten Menschen. Wir treffen erneut auf David und Caro, die zusammen mit Davids Mercedes 508 auf Marokkotour sind, sowie auf Achim und Jutta, die mit ihrem Reise-LKW unterwegs sind. Als wir am 19. Februar eigentlich bereits abfahrbereit sind, kommt uns noch Herbert mit seinem bunten 508 in die Quere. Absolut erwünscht natürlich, denn nach einem langen Abfahr-Verzögerungs-Gespräch wird klar: Wir fahren heute nirgendwo mehr hin. Fritz und Jule haben sich mit Debbi und Dominik schon in Richtung Zagora aufgemacht und auch David und Caro sowie Achim und Jutta haben sich bereits von uns verabschiedet. Wir parken also kurzerhand das Auto um und beschließen, noch einen netten Abend mit Herbert, sowie seinem Reisekumpel Icke in seinem blauen Mercedes 508 zu verbringen. Auch hier freuen wir uns wieder über eine tolle Begegnung und verabreden uns mit Herbert für das Herzbergfestival Ende Juli dieses Jahres ?.
Nächstes Ziel: Das Ait Mansour Tal, Ait ben Haddou & Ouarzazate
Soooo, jetzt geht es los! Die ganze Zeit schiebe ich die regelmäßigen Blogbeiträge vor mir her, weil ich mir vorgenommen hatte, die Reise von Anfang in Blogbeiträgen festzuhalten und mit dem Anfang der Reise zu beginnen. Mit dem einzigen Ergebnis, dass ich überhaupt nicht anfange, weil so viel Arbeit vor mir liegt ?. Also, Planänderung. Ich beginne einfach mit dem aktuellen Geschehen und schreibe zusätzlich nach und nach Beiträge zu den vergangenen Reiseerlebnissen.
Aktuell befinden wir uns bei der heißen Quelle zwischen Guelmim und Fask. Hier ist das Wetter dieser Tage traumhaft und wir haben beschlossen, ein paar Tage zu bleiben. Guelmim haben wir auf der Hinfahrt an der Küste entlang links liegenlassen und so haben wir jetzt die Gelegenheit, uns die Stadt näher anzuschauen. Wir staunen nicht schlecht, als Dominik und Debbi, unsere Schweizer Freunde, nach einem Besuch beim Tierarzt eine Bierquelle ausfindig machen. Bier ist hier derart schwer zu bekommen und so teuer, dass es für viele Reisende (und auch für einige Einheimische) quasi zur zweiten Währung wird. Tut dir ein Marokkaner einen Gefallen, kommt es nicht selten vor, dass er unser kleines „Trinkgeld“ ablehnt und nach einem Bier fragt. Auch untereinander entsteht mit anderen Reisenden ein reger Tauschhandel. Guelmim steigt durch die Möglichkeit an Bier zu gelangen also eindeutig in unserer Beliebtheitsskala ?. Naja, soweit so gut. Auch sonst gefällt uns die Stadt ganz gut und ich habe das Gefühl, es gibt hier weniger Müll als in den meisten Marokkanischen Städten. Oft fahren wir durch die Dörfer ohne je eine einzige Mülltonne zu Gesicht zu bekommen. Als braver Deutscher, der seinen Müll nicht in der Gegend herumliegen lässt, wird das wirklich zum Problem. Die meisten Marokkaner verbrennen ihren Müll einfach im eigenen „Garten“ oder am Rande des Dorfes auf einem Sammelplatz. Dort tummeln sich dann wilde Hunde, Katzen und Esel, die im Müll nach essbaren Überbleibseln suchen.
Die Nacht vom 11.auf den 12. Februar verbringen wir auf einem kleinen feinen Campingplatz in Ain Nakhla westlich von Guelmim. Zu unserer Überraschung gibt es ein freudiges Wiedersehen mit Jule, Fritz und der Feuerwehr. Es passen gerade mal höchsten 20 Fahrzeuge auf den Platz und der Besitzer, ein netter Marokkaner namens Habbad, hat den Platz mit einem Nomadenzelt ausgestattet, in dem er seinen Gästen Tee serviert und sie mit seiner erfrischenden, freundlichen Art unterhält. Hinter dem Platz befindet sich sein Garten. Quasi eine Oase in der Oase. Mit viel Liebe zum Detail hat sich seine Familie dort ein wunderschönes Plätzchen geschaffen. Der Campingplatz ist relativ günstig (50 DH pro Nacht, Dusche 10 DH extra) und wir genießen eine warme Dusche in einer mit bunten marokkanischen Kacheln gefliesten Dusche. Abends gibt es Tee im Nomadenzelt und ein Lagerfeuer aus Palmwedeln. Logisch, die wachsen hier ja zu genüge. Für mich ist Ain Nakhla das bisher schönste Dorf, welches wir auf unserer Tour gesehen haben. Warum? Weil dort sooooo viele tolle Palmen sind! Eine Oase also, durch die ein kleiner Fluss fließt. Und weil das noch nicht genug ist, ist es auch dort überdurchschnittlich sauber für Marokko. Zumindest haben wir den Eindruck, dass es so ist. Beim morgendlichen Spaziergang mit Sam, entdecke ich so viele schöne Palmenkulissen, dass ich aus dem Schwärmen gar nicht herauskomme. Die Menschen sind nett, lächeln und winken freundlich wie eigentlich überall in Marokko.
Ansonsten bekommt man in Guelmim alles, was man so benötigt und wir frischen unsere Vorräte auf, bevor wir zur Quelle fahren. Die Quelle selbst ist eigentlich mehr ein Rohr, welches aus der Erde ragt. Heraus sprudelt ununterbrochen leicht schwefelhaltiges, heißes Wasser, so wie an jeder heißen Quelle eben. Trotzdem ist es für uns ein wahrer Luxus so schönes heißes Wasser zur Verfügung zu haben. So endet der erste Tag an der Quelle natürlich in einer nächtlichen Badezusammenkunft. Erst als das mitgebrachte Bier zur Neige geht und unsere Hände und Füße schrumpelig sind, steigen wir aus dem Becken, wickeln uns in unsere Handtücher und fallen müde ins Bett. Schon anstrengend so ein Reiseleben ?…
Den heutigen Tag startet Oli mit einem erneuten Bad im heißen Wasser, während ich mich dem Nichtstun widme. Ich schätze daran wird sich auch für den Rest des Tages nicht viel ändern, denn wir genießen die Ruhe und Entspanntheit, nachdem wir die letzten Tage fast nur offroad unterwegs waren. Später parken wir noch um und merken, dass es bei der Quelle immer voller wird. Die Franzosen mit ihren riesen LKW’s machen sich mit großen Wagenburgen breit. Generell nette Leute, aber das nächtliche Treiben wird uns ein wenig zu bunt. Lautes Trommeln bis morgens um 2-4 Uhr kann man sich zwar mal anhören, aber eben nicht jede Nacht ;-). Da wir aber ohnehin beschlossen hatten, morgen weiterzufahren, stört es uns nicht weiter.
Unsere angepeilte Route führt uns Richtung Westen, aber wohin genau das entscheiden wir, wenn es soweit ist ;-).