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Hundehaufen in Rich

26.02.2018

Aus dem hohen Atlas kommen wir nach Er-Rich gefahren und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diese Stadt uns wohl immer in Erinnerung bleiben wird. Es ist gerade Markt und wir beobachten das rege Treiben der Marokkaner. Als wir auf den Marktplatz kommen, fallen uns als erstes die vielen Mercedes T1 auf, die fast den gesamten Marktplatz einnehmen. Hier fühlt sich Oli natürlich wie im 7. Himmel :-). Er parkt mittendrin und freut sich über die belustigten Blicke der Marokkaner. Wieder staunen alle über die großen Reifen auf unserem “Iggy”. Kaum angehalten, liegen die ersten Marokkaner schon unter unserem Auto und können gar nicht glauben, dass wir ein Allradfahrzeug haben. Immer wieder rufen sie mit Fragezeichen in den Augen: “Kat kat”? “Klar!”, bestätigen wir dann immer stolz … Kat kat (keine Ahnung wie es wirklich geschrieben wird) kommt wohl von “quatre,” (franz.=4) also 4×4. Jedenfalls stehen wir in der Mitte der vielen Fahrzeuge und Oli schießt fröhlich ein paar Bilder.

Nach ausreichend Fotos kurven wir noch ein bisschen durch die Stadt. Auf einem anderen vielbefahrenen Platz liegt da plötzlich ein kleines Hinderniss auf der Straße, dem Oli ausweichen muss. Auch andere Autofahrer fahren knapp dran vorbei. Beim Weiterfahren bemerke ich, dass es sich um einen kleinen Welpen handelt. Einsam und allein hockt er da auf der Straße. Ich bin gleich am Start und schreie “Halt! Den müssen wir von der Straße nehmen”. Oli muss ohnehin drehen und zähneknirschend zurückfahren, da wir in einer Sackgasse gelandet sind. Er weiß ja schon was kommt … In weiser Voraussicht fährt er nochmal an dem kleinen Häufchen vorbei und redet auf mich ein “Nix da, wir können keinen Hund mitnehmen. Der gehört schon wohin, wir fahren jetzt weiter”. Mit wilden Drohungen bringe ich ihn dazu, das Auto erneut zu wenden, damit ich den Hund “nur mal schnell von der Straße nehmen kann”. Nur schnell schauen, wo die Mama ist, mehr will ich ja gar nicht.
Ich steige aus, nehme das Häufchen von der Straße und blicke mich fragend nach den umherstehenden Marokkanern um. Ein Ladenbesitzer lässt meinen kleinen Funken Hoffnung platzen und teilt mir mit eindeutigen Gestiken mit, dass die Mutter des Welpen erschossen wurde. Als ich weitere Leute befrage, teilt man mir – wieder mit eindeutigen Gestiken – mit, dass ich den Hund doch einfach in die Mülltonne schmeißen solle. Hmm… natürlich keine Option! Als ich mit dem Würmchen auf dem Arm ins Auto steige, startet Oli einen letzten kläglichen Versuch, mich von der Mitnahme des Welpen abzubringen. Natürlich ohne Erfolg … Schwuppdiwupp packe ich das Mäuschen, welches sich nach einer kleinen Untersuchung als weiblich rausstellt, in die Badewanne, während Oli in einem Autoteileladen nach Mercedes-Aufklebern sucht. Sie ist ziemlich schmutzig und ich will das Bad auch für eine erste Bestandsaufnahme nutzen. Keine Flöhe! Das verbuche ich schonmal unter den Pluspunkten. Flöhe im Camping-Auto möchten wohl niemand gern haben ;-). Ansonsten fällt mir erstmal nichts weiter auf. Es soll sich noch rausstellen, dass ich damit ziemlich falsch liege, aber dazu schreibe ich in einem gesondertern Beitrag noch mehr.

Erstmal ist das Würmchen bei uns und wir beschließen, es aufzupeppeln. Ich schätze, sie wäre an diesem Tag wohl entweder noch überfahren, verhungert oder vielleicht von marokkanischen Kindern zu Tode gesteinigt worden. Erfahrungsgemäß sind die da nicht so zimperlich mit kleinen Hunden. Naja, jetzt erst mal weiter im Programm mit unserem Roadbook.

Oli sucht – wie bereits erwähnt – nach Aufklebern, um unseren Mercedes ein bisschen “aufzuhübschen” (was das angeht, haben wir jedoch nicht unbedingt denselben Geschmack ;-)). Als er nach ner halben Stunde noch immer nicht zurück ist, gehe ich mal schauen, was er so treibt. Da hockt er doch tatsächlich direkt vor dem Laden mit dem Ladenbesitzer auf dem Bürgersteig und trinkt ne Tasse Tee. Da kann ich ja lange warten … Naja, aber so muss das halt in Marokko! Mir ist gleich klar, dass es wohl noch keine preisliche Einigung gegeben hat. Ich setze mich also dazu, werde herzlich begrüßt und bekomme ebenfalls eine Tasse Tee. Der Ladenbesitzer spricht sogar recht gutes Englisch und sein Kumpel, der ebenfalls dabei sitzt, spricht Spanisch und Englisch. Da sitzen wir also auf dem Boden, quatschen über Gott und die Welt und nebenbei wird immer mal wieder über den Preis für den großen Haufen Aufkleber, den Oli vor sich liegen hat, gefeilscht. Während wir da sitzen kommen immer wieder wildfremde Leute vorbei und bieten uns was von ihren Einkäufen an. Nicht etwa verkaufen, sie wollen uns was schenken. So gibts Bananen und Erdbeeren zum Tee und immer wieder gesellen sich Leute dazu um mitzureden. So kann man den Nachmittag auch rumkriegen :-). Nach ca. zweieinhalb Stunden zieht es uns dann aber doch weiter. Über den Preis wird sich dann endlich geeinigt und wir verabschieden uns herzlich von den netten Marokkanern.

Unser nächstes Ziel ist Errachidia.

PS: Für alle, die die Geschichte des kleinen Hundes weiterverfolgen möchten, gibt es in Kürze – da vielleicht nicht alle auf Hundegeschichten stehen – eine gesonderte Blogreihe.

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

Angela Otzik
16. März 2018 21:01

Moin, Moin haben gerade gelesen, daß ihr gut nach Spanien eingereist seid.
Freut uns zu hören, wir hoffen der Kleinen geht es gut und Euch natürlich auch ,:-) Drücken die Daumen, daß alles gut geht und sind gespannt, wie die Kleine sich macht.
Wir sind zZt. auf dem Campingplatz Rekkun, nach der Überquerung des Hochplateau’s, tolle Gegend.
Marokko ist schon toll.

Antworten

    Hey Angela 🙂 Schön von euch zu hören. Leider hatten wir die letzten 2 Wochen kaum Internet, sodass ich nicht auf die Seite geschaut habe. Die Einreise nach Spanien lief ganz entspannt, aber leider ist Risha kurz darauf sehr krank geworden. Trotz Tierarzt konnten wir nichts mehr für sie tun und sie ist innerhalb kürzester Zeit verstorben. Wir können es noch immer nicht richtig glauben, aber wir haben alles getan, was wir konnten. Letztendlich war sie einfach noch zu schwach, um das Ganze zu überstehen.
    Schön, zu hören, dass es euch gut geht und ihr ebenso begeistert von Marokko seid, wie wir es waren :-).
    Viel Spaß noch!

    Antworten

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