Da stehen wir also Sonntagmorgen um 11 Uhr an der Fähre und freuen uns auf die nächsten Wochen im schönen Marokko. Etwas Aufregung mischt sich unter die Vorfreude, da uns in der ersten Woche das Kamerateam begleiten wird. Dieses Mal nicht nur für einen Tag, sondern über einen längeren Zeitraum. Die Route hatten wir grob festgelegt, aber wir wissen ja aus Erfahrung, wie das mit den Plänen so ist… 😉 Wir hatten uns den Tag vor der Abfahrt mit der Fähre schon mit einem Freund getroffen, der ebenfalls einen Mercedes 310 Allrad von Iglhaut fährt. So starten wir also, zusammen mit Bo, gleich mit 2 Fahrzeugen. Die Überfahrt ist absolut ruhig und die Fähre pünktlich. Erfahrungsgemäß kann es ja auch mal ziemlich stürmisch sein, aber diesmal zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite.
In Marokko angekommen, starten wir auch gleich nach Chefchaouen durch. Natürlich nicht über die Autobahn oder eine normale Straße. Da wollen wir unseren Gewohnheiten schließlich treu bleiben und wählen eine schöne kleine Nebenstrecke durch den grünen Norden. Angekommen in Chefchaouen, der blauen Perle von Marokko, stellen wir uns auf den einzigen örtlichen Campingplatz. Freistehen über mehrere Tage ist in der Gegend nicht wirklich zu empfehlen und da wir öfter auch in die Stadt gehen möchten, ist ein Campingplatz in Sachen Autosicherheit auch ganz praktisch.
Kaum auf dem Platz angekommen, entdecken wir auch schon Graeme und Luisa Bell. Die beiden kommen aus Südafrika und reisen mit ihren 2 Kindern in einem Landrover Defender um die ganze Welt. Wir freuen uns tierisch, sie wieder zu sehen. Auf der Abenteuer & Allrad Messe in Bad Kissingen im Mai 2018 hatten wir sie bereits kennengelernt und hatten über Facebook erfahren, dass sie noch in Chefchaouen sind. Aufgrund eines Kupplungsschadens stehen die vier mittlerweile seit 6 Wochen auf dem Campingplatz. Angesichts der Tatsache, dass das gewöhnliche Marokkovisum nur einen 3-monatigen Aufenthalt im Land vorsieht, sind 6 Wochen eine echt lange Zeitspanne. Die passenden Ersatzteile, die für den Defender fehlten, waren kurz vor unserer Ankunft bereits eingetroffen und das Auto repariert. Mit Graeme und Luisa verbrachten wir einen grandiosen Abend am Lagerfeuer und es stellte sich heraus, dass Graemes Großmutter aus Paderborn stammt. Man man man, das sieht man mal wieder, wie klein die Welt doch ist 😊.
Chefchaouen 15.01.2019
Als das Kamerateam morgens zu uns auf den Campingplatz kommt, bin zumindest ich schon ein wenig angespannt. Aber eigentlich ist alles ganz easy. Sie filmen uns bei dem, was wir so tun und begleiten uns später in die Stadt. Dort ist es mit so vielen Fremden Leuten drumherum schon ein wenig komisch und wir werden aufgrund der Kamera natürlich von allen angeschaut. An den Cascaden von Chefchaouen kommt sogar ein, sich etwas wichtigtuender, Marokkaner und will unsere Drehgenehmigung sehen. Glücklicherweise hat das Team einen marokkanischen Fahrer (Jamal) dabei, der schnell in die Bresche springt und sich auf eine lange, eben typisch marokkanische, Diskussion einlässt. Nach ca. 15 Minuten ist die Sache geklärt und wir dürfen weiterdrehen. Die meisten Marokkaner freuen sich, wenn sie merken, dass sie gefilmt werden. Natürlich gibt es aber auch einige, denen das nicht recht ist. Jamal kann die Situationen allerdings immer schnell aufklären und wir und das Kamerateam sind echt froh, ihn dabei zu haben.
Am nächsten Morgen stößt auch Peter, ein Freund aus Deutschland, zu uns auf den Campingplatz in Chefchaouen. Peter war schon bei der Silvesterparty dabei und möchte sich uns gerne anschließen, da er das erste Mal in Marokko ist. Außerdem kommen uns noch Nati und Sebi besuchen, die uns von Instagram und aus unserer Hippie-Busse Gruppe kennen. Alle zusammen machen wir ein kleines Lagerfeuer am Abend und lassen ihn mit netten Gesprächen ausklingen 😊.
Am nächsten morgen geht es dann zusammen mit dem Kamerateam, sowie mit Bo und Peter weiter Richtung Küste nach Moulay-Bousselham. Auf dem Weg dorthin drehen wir ein paar Fahrszenen und kommen gegen Nachmittag an. Das Kamerateam ist mit Jamal schon vorgefahren und wartet auf uns am Campingplatz. Auf die Frage von Jamal, ob der Dreh auf dem Platz in Ordnung ist, wird der Campingplatzbetreiber ziemlich ungehalten und ist damit keineswegs einverstanden. Er schimpft auf die Deutschen was das Zeug hält und wir können uns seine Aufregung nicht ganz erklären. Jamal versucht ihm immer wieder zu erklären, dass lediglich Oli und ich gefilmt werden sollen und der Platz nicht im Mittelpunkt steht, aber er lässt sich auf nichts ein. Da die Sonne bald untergeht, geben wir es auf, uns einen anderen Platz zu suchen und drehen lediglich ein paar kleine Szenen am Strand mit ein paar Fischerbooten im Hintergrund.
17.01.2019
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Das Kamerateam ist am Abend zuvor schon bis nach Rabat gefahren, weil es sonst kein Hotel in der Nähe gab. Wir vereinbaren einen Treffpunkt an der Küste ca. 70km vor Safi. Von Moulay-Bousselham bis dorthin sind es knapp 400 km. Wir machen also zur Abwechslung mal ziemlich Strecke. Normalerweise ja nicht so unser Ding, so schnell unterwegs zu sein, aber da das Kamerateam nur eine Woche dabei sein kann, haben wir einen strikten Zeitplan 😉. Der Stellplatz an dem wir uns treffen ist wirklich schön. Direkt an den Klippen mit Blick aufs Meer. Dort drehen wir noch ein paar tolle Sonnenuntergangsszenen und verbringen einen netten Abend. Am Morgen regnet es ein wenig, was uns allerdings nichts ausmacht, da wir mit einem wunderbaren Regenbogen über dem Meer belohnt werden 😊.
Kurz darauf geht es auch schon weiter Richtung Essaouira. Dort wollen wir uns wieder mit dem Kamerateam treffen. Hier drehen wir nochmal ein paar Stadtszenen. Die Campingplatzsituation in Essaouira ist leider echt blöd. Es gibt lediglich einen Platz dort, der allerdings ziemlich klein ist und völlig überfüllt. Letztes Jahr noch gab es einen Parkplatz direkt am Strand hinter den Dünen, auf dem man gegen eine Parkgebühr auch übernachten durfte. Aktuell ist das nicht mehr erlaubt und deshalb ist es kaum noch möglich, in Essaouira mit dem Wohnmobil sorgenfrei zu stehen. Wir handeln schließlich mit unseren drei Fahrzeugen einen guten Preis pro Nacht (inkl. Tagesparken am nächsten Tag) aus und können für 50 Dirham (ca. 4,70 Euro) direkt im Hafen auf dem Stadtparkplatz übernachten. Klar ist das nicht wirklich ein Traumplätzchen, aber dafür können wir abends in der Stadt umherschlendern und haben es nicht weit zum Auto 😉. Dort auf dem Parkplatz treffen wir auch Christiane und Alex wieder, die wir auf der Fähre nach Tanger Med getroffen hatten. Die beiden sind mit ihrem Mercedes Vario unterwegs und haben ebenfalls mit den Parkplatzwächtern einen Übernachtungspreis ausgehandelt. Stolze 200 Dirham!!! Tja, so kann man in Marokko natürlich auch ab und zu mal abgezogen werden, wenn man nicht aufpasst 😉.
Bevor es samt Kamerateam weiter die Küste runtergeht, besorgen wir in Essaouira noch leckeren frischen Fisch direkt von den Fischern aus dem Hafen. Der letzte Abend mit dem Team steht an und wir möchten diesen mit einem Lagerfeuer, leckerem Essen und Gitarrenmusik ausklingen lassen.
Wir machen uns auf den Weg nach Tafedna. Dort, in einer kleinen Bucht mit tollem Sandstrand, schlagen wir unser Lager auf einer kleinen Anhöhe auf. Ein paar Meter weiter gibt es bereits eine Feuerstelle, die wir vergrößern und kurz darauf anfachen. Aus Zucchini, Auberginen, Möhren, Kartoffeln, Oliven, frischem Koriander und vielen Gewürzen bereite ich eine Tajine vor und stelle sie auf den Gasherd. Martin, der Tonmann des Kamerateams, spielt Gitarre. Auch ich habe meine Gitarre dabei, kann allerdings noch nicht wirklich spielen. Während die Tajine vor sich hin schmorrt und die Sonne untergeht, bringt Martin mir ein paar Gitarrengriffe und Übungen bei. Zusammen klimpern wir auf den Gitarrensaiten und der Rest unserer Gruppe schürt das Feuer für den Fisch, den wir in ein Grillgitter packen und kurz darauf auf dem Feuer braten. Die Stimmung ist herrlich! Der Fisch schmeckt göttlich und auch die Tajine ist mir gut gelungen 😉. Am Ende trällern wir ein paar Lieder, bei denen Martin uns mit der Gitarre begleitet. Ein rundum gelungener Abend also 😊.
Am 20.01. wäre eigentlich noch Drehtag, aber da wir schon soooo viel Zeugs im Kasten haben, können wir uns ziemlich entspannen. Über eine tolle kleine Offroadstrecke fahren wir weiter südlich nach Imsouane. Dort treffen wir uns wieder mit dem Kamerateam und drehen nur noch ein paar kleine Abschlussszenen, mit Dingen, die wir gern noch los werden wollen 😉. Ich koche für alle noch frischen marokkanischen Minztee und kurz darauf verabschieden wir uns auch schon von dem Kamerateam. Alles in allem war es eine echt schöne und spannende Zeit. Größtenteils natürlich, weil uns Beate, Martin und Frank super sympathisch waren und wir auch abseits der Kamera viel zu quatschen hatten. Trotzdem sind wir auf der anderen Seite auch froh, die „Verfolger“ jetzt los zu sein 😉. Nun gibt es keinen Zeitplan mehr und man kann wieder nach Herzenslust dummes Zeug reden, was nicht aufgenommen wird. Wir können wieder länger an einem Ort bleiben, der uns gefällt, so wie es eigentlich unsere Gewohnheit ist. Einfach frei entscheiden, wonach einem gerade der Sinn steht, ist ja gerade das tolle an so einem Reiseleben, bei dem die Zeit keine große Rolle spielt!
Sooo und jetzt geht es im nächsten Artikel wieder alleine weiter. Naja, zumindest ohne Kamerateam. Bo und Peter haben wir ja weiterhin dabei 😊.
Getrieben vom anhaltenden Regen, fahren wir von Chefchaouen direkt nach Tanger Med zur Fähre, die uns nach Algeciras bringen soll. Die Überfahrt ist für 18 Uhr geplant, erfolgt jedoch erst 1,5 Stunden später. In Tanger Med wird das gesamt Fahrzeug mittels eines großen Röntgen-LKW’s durchleuchtet. Dies soll verhindern, dass sich Flüchtlinge unter, auf oder auch im Fahrzeug verstecken. Auch auf spanischer Seite, gibt es zusätzliche Kontrollen, bei denen meist Hunde ins Auto geschickt werden. Wir bleiben jedoch unbehelligt, da der spanische Beamte Sam in unserem Auto entdeckt und daher darauf verzichtet, seinen Hund für eine Kontrolle in unseren Bus zu lassen.
Da es bei Ankunft in Algeciras schon spät ist, fahren wir lediglich bis zum bekannten Parkplatz in der Nähe von Carlos, dem Ticketverkäufer, auf dem wir schon auf dem Hinweg nach Marokko gestanden haben.
Nerja & Salobreña
16.03.2018 – 19.03.2018
Am nächsten Morgen geht es erstmal nach Lidl. Hier decken wir uns ohne finanzielle Reue mal wieder richtig mit Bier ein ;-). Nach einem Telefonat mit einem Kumpel aus Deutschland, der derzeit mit dem Wohnmobil in Südspanien überwintert, machen wir uns auf den Weg Richtung Nerja. Dort treffen wir uns mit ihm und verbringen zusammen ein paar einigermaßen sonnige Tage an der Küste.
Richas Geschichte
17.03.2018 – 18.03.2018
Samstag der 17.03. wird für uns leider zum tragischen Ereignis. Als ich Richa (so haben wir den kleinen Hund genannt, den wir in Rich aufgelesen haben) in der Nacht von Freitag auf Samstag ca. um ein Uhr rauslasse, damit sie ihr Geschäft erledigen kann, fällt mir auf, dass sie ziemlichen Durchfall hat. Als ich ca. 2 Stunden später erneut mit ihr draußen bin, sieht es noch schlimmer aus und ich beginne mir Sorgen zu machen. Hat sie eventuell Gift gefressen? Hat sie das neue Futter nicht vertragen, welches ich morgens noch gekauft hatte? Immer wieder flöße ich ihr mit der Aufzuchtflasche Wasser ein, damit sie nicht austrocknet. Da sie ansonsten noch relativ fit erscheint, beschließe ich erst am nächsten Morgen einen Tierarzt aufzusuchen. Ziemlich früh um 7 machen wir uns morgens dann auf den Weg zum Tierarzt. Da dieser noch nicht geöffnet hat, rufe ich die Notfallhotline an und eine viertel Stunde später erscheint der Arzt auch schon. Ich bin ziemlich aufgelöst, weil ich mir große Sorgen mache und ebenso Vorwürfe, dass ich sie nicht schon in der Nacht dorthin gebracht habe. Leider kann ich die Uhr nicht zurückdrehen und nur noch hoffen, dass der Tierarzt Richa helfen kann. Der Arzt tippt auf “Parvovirus” und hängt die Kleine an den Tropf, damit sie nicht dehydriert. Er sagt, dass sie bis zum nächsten Morgen erstmal am Tropf bleibt und wir schauen müssen, wie es ihr dann geht. Ich schöpfe ein wenig Hoffnung und bin froh, dass ihr scheinbar geholfen werden kann. Als ich wenig später nach dem besagten Virus google, sinkt mein Mut. Die Sterberate liegt bei 80% und Richa ist ohnehin noch ein ziemlich unterentwickelt für ihr Alter. Als 2 Stunden später mein Telefon klingelt und ich die Nummer des Tierarztes auf dem Bildschirm erkenne, rutscht mir mein Herz in die Hose. Und tatsächlich, die Tierarzthelferin teilt mir mit, dass Richa kurz zuvor gestorben ist. Ich kann es nicht glauben und mir gelingt kaum eine Antwort auf die Nachricht der Dame am Telefon. Auch Oli ist völlig schockiert, als ich ihm die Nachricht überbringe.
Richa war uns ziemlich ans Herz gewachsen und wir hatten bereits beschlossen, dass wir sie behalten möchten. Leider hatte sie kaum eine Chance gegen den aggressiven Virus, der scheinbar besonders junge Welpen befällt, die ohne Muttermilch aufgewachsen sind. Obwohl der Parvovirus in Spanien und Marokko scheinbar weit verbreitet ist, war er mir bis dato nicht bekannt und so konnte ich die kleine Richa leider nicht mehr retten :-(.
Eigentlich wollte ich ja eine gesonderte Reihe für die Geschichte der kleinen Richa machen. Aus diesem Grunde habe ich mich in den übrigen Berichten mit Informationen über ihre Entwicklung immer zurückgehalten. Angesichts der Umstände möchte ich jedoch davon Abstand nehmen und denke, dass das jeder verstehen kann.
Nachdem wir Fès verlassen haben, geht es Richtung Tazekka Nationalpark. Obwohl die sogenannte Atlas-Zeder charakteristisch für die Region des Tazekka Nationalparks sein soll, fallen uns besonders die zahlreichen Korkeichen auf, die das Waldbild ausmachen. Wir freuen uns, auch mal wieder einen “richtigen” Wald zu durchfahren und suchen uns relativ früh am Nachmittag einen netten Stellplatz, um die schöne grüne Gegend noch ein bisschen zu erkunden. Es gibt viele Wanderwege und wir machen einen netten Spaziergang mit Sam, der sich ebenso freut, an soooo viele Bäume pinkeln zu können ;-).
Am nächsten Morgen geht es durch den Rest des Nationalparks über Taza und die R505 weiter Richtung Norden. In Kassita wechseln wir auf die N2 und fahren an die marokkanische Mittelmeerküste bis kurz vor Al Hoceima. Hier finden wir einen kleinen bewachten Parkplatz direkt am Meer, wo wir die Nacht verbringen.
Marokkanische Mittelmeerküste & Cala Iris
11.03.2018 – 13.03.2018
Am nächsten Morgen geht es weiter über die N16 am Nationalpark Al Hoceima entlang. Bei Cala Iris fahren wir wieder direkt ans Meer und merken, dass wir das Mittelmeer doch nen Ticken schöner finden, als den Atlantik. Nicht so windig und auch nen bisschen blauer ;-). In Cala Iris gibt es nen coolen kleinen Campingplatz, von dem aus man eine fantastische Aussicht hat und wir mieten uns dort ein. Für das Abendessen haben wir wilden Spargel mitgenommen, den wir von ein paar Kindern auf dem Weg nach Cala Iris am Straßenrand gekauft hatten. Wir lieben grünen Spargel und die wilde Variante hat diesem geschmacklich noch ein bisschen was voraus.
Der nächste Tag wird sonnig und wir legen gerne wieder eine kleine Fahrpause ein, um uns bei dem schönen Wetter ein bisschen auszuruhen. Außerdem treffen wir auf dem Campingplatz auf Torsten und Angela (www.dakommtnochwas.de), mit denen wir tolle Gespräche führen und einen netten Abend verbringen. Die beiden sind mit ihrem Magirus 90-16 ebenfalls als Vollzeit-Reisende unterwegs und schreiben in ihrem Reiseblog über ihre Erlebnisse.
Peñon de Vélez de la Gomera
13.03.2018
Einen weiteren Tag später verlassen wir den Campingplatz zusammen mit Torsten und Angela und dem Plan, uns zusammen eine nahegelegene Spanische Exklave anzuschauen. Die Insel “Peñon de Vélez de la Gomera” liegt direkt an der marokkanischen Küste, gehört aber zum Spanischen Hoheitsgebiet. Über eine kleine Landzunge ist die Exklave mit dem marokkanischen Festland verbunden und wir wundern uns etwas über die scheinbar spärliche “Sicherung” der Insel. Die Grenze zwischen Marokko und Spanien, die die Halbinsel vom Festland trennt, gilt mit 85 Metern als die kürzeste Landgrenze der Erde. Ursprünglich handelte es sich um eine Insel, die bis 1934 noch komplett vom Festland getrennt war. Ein Unwetter spülte derart viel Sand an, dass eine Verbindung entstand, die die Insel seither zur Halbinsel machte. Mögliche Flüchtlingsströme auf die kleinen spanischen Exklaveninseln, werden durch hartes Durchgreifen seitens der spanischen Regierung verhindert. Afrikanische Ankömmlinge werden von der spanischen Polizei oder dem Militär bislang einfachwieder auf das marokkanische Festland zurückgebracht. Wir genießen derweil die schöne Aussicht auf die Insel und das sonnige Wetter, bevor wir uns von Torsten und Angela verabschieden und uns auf den Weg nach Chefchaouen machen.
Chefchaouen
13.03.2018 – 15.03.2018
Am Abend kommen wir in Chefchaouen an und fahren auf den Campingplatz oberhalb der Stadt. Da wir fast den ganzen Tag gefahren sind, fallen wir nur noch müde ins Bett. Der nächste Morgen startet sonnig. Da es die nächsten Tage quasi durchregnen soll, freuen wir uns, dass wir Chefchaouen an diesem Tag in der Sonne genießen dürfen. Vormittags machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Chefchaouen liegt an einem Berg und der Campingplatz oberhalb der Stadt erlaubt einen tollen Blick auf die charakteristisch blau bemalten Häuser des hübschen Ortes. Über eine lange Treppe erreichen wir die Medina von Chefchaouen und schlendern mit großen Augen durch die kleinen blauen Gassen. In Chefchaouen sprechen viele Marokkaner spanisch. Dies geht auf einen Einwanderungsstrom aus dem Jahre 1492 zurück, bei dem aus Spanien ausgewiesene Muslime und Juden sich in Chefchaouen niederließen. Die hübsche blaue Farbe der Häuser, die das gesamte Stadtbild prägt, soll vor dem bösen Blick schützen.
Nachdem wir in einem netten Restaurant einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit essen, kaufen wir auf dem Souk noch Gemüse ein und machen uns dann wieder an den Aufstieg zum Campingplatz. Dort treffen wir dann noch einige Leute, mit denen wir mal wieder einen netten Abend verbringen. Die Amerikaner, Cricket und Shaun, haben ihren T3 Syncro aus den USA nach Europa verschifft und sind von dort nach Marokko übergesetzt. Nach den vielen tollen Gesprächen versprechen die beiden, uns später in Südspanien noch einmal zu besuchen.
Als wir am nächsten Morgen aufwachen, schüttet es bereits in Strömen. Wie immer verlagert sich unsere morgendlich geplante Abfahrt auf Mittag, da sich beim Abschied von den getroffenen Leuten immer wieder neue Gespräche ergeben ;-). Die sintflutartigen Regenfälle stören zu diesem Zeitpunkt zwar nicht, sorgen aber dafür, dass wir uns beide eine fette Erkältung einfangen.
Als wir uns dann doch endlich verabschieden, disponieren wir aufgrund des Regens kurzerhand um und beschließen, dass wir möglichst noch am gleichen Abend die Fähre nach Europa erreichen möchten. Auf geht’s also …
Wir verabschieden uns von Stefan und Alex und machen uns langsam auf in Richtung Norden. Unser Visum für Marokko neigt sich langsam dem Ende und so auch unsere verbleibende Zeit. Es sind zwar noch ein paar Tage, allerdings wollen wir diese auch nicht nur mit Fahren verbringen. Von der Höhle geht es auf einer Piste auf die R708 und über Er-Rich auf die N13 Richtung Norden. Wir passieren Midelt, bleiben bis Boulojoul auf der N13 und wechseln dort auf die R503 bis nach Fès. Geplant war es nicht, dass wir an diesem Tag schon bis nach Fès kommen, allerdings regnet fast ununterbrochen und so starten wir einen kleinen Tagesstreckenmarathon. Schon auf dem Hinweg waren wir 10 Tage in Fès bei unseren Freunden Halima und Adil und ihrer Familie zu Gast, weshalb es uns ein bisschen vorkommt als kämen wir in unser marokkanisches Zuhause ;-). Auch das ist ein Grund, warum wir die lange Fahrstrecke an einem Tag auf uns nehmen. Ein weiterer Grund sind Sabine und Peter mit ihrem Reisewagen August, die uns bereits in Fès erwarten. Endlich angekommen, freuen wir uns, die beiden wiederzusehen und beschließen, am nächsten Tag zusammen einen Stadtbummel durch Fès zu machen.
Fès
08.03.2018 – 09.03.2018
Wir lieben Fès! Es ist die erste große Stadt, die wir in Marokko besuchten und wir verliebten uns sofort. Fès hat so viele Seiten und ist – unserer Meinung nach – eine tolle Mischung aus Moderne und traditionell marokkanischer Stadt. Nun sind wir schon zum zweiten Mal in dieser Stadt und sofort fühlen wir wieder diesen Flair. Die Menschen sind offen und freundlich und wir mögen das bunte Durcheinander in den Straßen und der alten Medina. Zusammen mit Sabine und Peter wird es ein lustiger Tag in der Altstadt.
Zurück am Parkplatz, wo wir die Autos stehen haben, sehen wir auf der anderen Straßenseite ein paar T4 Bullis mit deutschen Kennzeichen. Oli geht rüber und quatscht die Leute an. Es stellt sich heraus, dass die Bullis zur Dresden – Banjoul Rallye gehören und gerade auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz sind. Dankbar für unseren Tipp gesellen sich die Jungs zu uns und es wird noch ein lustiger gemeinsamer Abend 🙂 …
Nach zwei Tagen Großstadtflair zieht es uns aber auch wieder in ruhigere Gefilde und es geht weiter Richtung Nordosten in den Tazekka Nationalpark, den wir nach Empfehlung von Paola und Igel durchqueren möchten.
Kef Aziza ist eine 4,5 km lange, begehbare Höhle in Marokko. Bis wir sie zusammen mit Stefan und Alex gefunden haben, vergeht fast ein halber Tag. Zuerst fahren wir eine Piste entlang, von der wir glauben, sie führe uns zur Höhle, finden allerdings nur einen verlassenen Ksar. Nicht wirklich schlimm, da die Offroad Strecke dorthin echt cool war und wir Spaß daran haben, die alten Ruinen zu erkunden. Auch Stefand und Alex sind begeistert.
Nach den Ruinen machen wir uns dann nochmal auf den Weg und suchen die Höhle, die eigentlich unser Tagesziel ist. Nach langer Sucherei erspähen wir dann auch das kleine Loch weiter oben in den Felswänden direkt an einem Flussbett und suchen uns einen schönen Platz unter Palmen, der uns auch als Nachtlager dienen soll. Kaum geparkt, machen wir uns auch schon an den Aufstieg zur Höhle. Es beginnt relativ unspektakulär mit einem kleinen Höhleneingang, der nach ca. 50 Metern schon durch ein großes Loch in der Decke durchbrochen wird. Das sieht ganz nett aus, aber überall liegt Müll in der Höhle und viele Leute haben sich bereits mit Grafittifarben an der Höhlenmalerei versucht. Nicht sehr erfolgreich wie wir finden.
Nach ca. 150 Metern denke ich schon, es geht gar nicht weiter, da man das dunkle kleine Loch links in der Wand ohne Taschenlampe wirklich nicht sieht. Man muss sich unter einem Felsvorsprung bücken, damit es weitergehen kann und es wird abrupt stockduster. Stefan geht mit einer Lampe voraus und ich mit der Videokamera hinterher. Schon wenn er nur wenige Meter weiter vorausgeht, sehe ich fast nichts mehr. Alex bildet das Schlusslicht und Oli bleibt gleich draußen, weil ihm die ganze Sache nicht behagt. Wir gehen ca. 150 weitere Meter in die Höhle und bemerken, dass die Luft ziemlich stickig wird und es ein wenig moderig riecht. Die Felsen rechts und links sind wenig spektakulär und bieten kaum Abwechslung. Als wir zwischendurch mal nach oben leuchten, entdecken wir haufenweise Fledermäuse an den Wänden. Mir und Alex reicht es ;-). Außer dem schmalen Gang zwischen den glatten Felswänden, stickiger Luft und den Fledermäusen gibt es hier nix zu sehen. Vielleicht klingt das nicht gerade aufregend, aber dafür sind wir dann doch zu sehr Mädchen, als dass wir uns noch weiter durch die stockdunklen Gänge getraut hätten. Auch Stefan verspürt wenig Lust, die Erkundungstour allein fortzusetzen und wir machen uns auf den Rückweg. Draußen erwartet uns das von Palmen gesäumte Flussbett und eine tolle Landschaft, die uns eher zusagt.
Später wieder zurück bei den Autos, bekommen wir Besuch. Irgendein Marokkaner taucht halt immer auf ;-). Ein junger Typ, ca. 16-18 Jahre alt, der kurz Hallo sagt und dann ca. eine viertel Stunde nur dasteht und uns anschaut. Wir stellen zwischendurch ein paar Fragen, die er nett beantwortet und damit er nicht so blöd in der Gegend rumstehen muss, biete ich ihm irgendwann einen Hocker an. Zunächst winkt er ab, setzt sich dann aber doch irgendwann hin. Als er den kleinen Hund entdeckt, den wir inzwischen Risha getauft haben (weil sie aus Rich kommt), nimmt er ihn auf den Arm und hat für die nächste Stunde scheinbar eine gute Beschäftigung gefunden :-). Leider spricht er kaum Französisch und so kommt eine Unterhaltung nur stockend in Gang. Er trinkt mit uns Tee und genießt scheinbar einfach die Abwechslung von seinem sonstigen Alltag. Kein Problem, denn auch wir freuen uns immer über nette Begegnungen mit Einheimischen. Als ich ihm dann weiteren Tee anbiete, winkt er aber rigoros ab und bedeutet uns, dass er sich langsam auf den Heimweg machen muss, bevor es dunkel wird. Klar verständlich, denn weit und breit ist ja kein Dorf in der Nähe und er scheint noch einen längeren Weg vor sich zu haben.
Wir entfachen das Lagerfeuer für den Abend und zaubern noch eine leckere Pizza im Omnia. Perfekter Abend sozusagen ;-).
Von Errachidia aus fahren wir die N13 nach Meski. Hier wollen wir vor der Wüste nochmal Halt machen. Schon bei der Einfahrt auf den Campingplatz, auf dem sich auch gleichzeitig die bekannte blaue Quelle von Meski befindet, sehen wir einige bekannte Fahrzeuge. Bo mit seinem Dieselkamel, der Debbi und Dominik mit dem Radlager aus der Klemmee half, steht zusammen mit Igel und Paola und ihrem Big Blue ebenfalls auf dem Platz. Außerdem entdecken wir auch Horst und Manuela, mit denen wir zusammen mit der Pistenkuh ein paar Tage verbracht hatten. Igel und Paola mit ihren Hunden Rambo & Caramba kennen wir bisher nur vom Hörensagen, sind aber nun gespannt die zwei auch mal live zu treffen. Gleich zu Anfang werden wir so herzlich begrüßt, dass eigentlich schon nix mehr schiefgehen kann. Wir gesellen uns zur Runde und schließen Olis Geburtstag mit einem selbstgebackenen Zitronenkuchen aus dem Omnia und vielen Bieren ab. Die nächsten zwei Tage wird dann erstmal ein bisschen unter Palmen gefaulenzt und die Sonne zum Wäschewachen genutzt.
Erg Chebbi
03.03.2018 – 04.03.2018
Nachdem wir genug vom Rumhängen haben, geht es für uns weiter in die Wüste. Endlich! Wir freuen uns auf den Sand und die Dünen und blicken den nächsten Tagen mit Spannung entgegen. Wirkliche Wüste habe ich bis dahin noch nie gesehen. Oli, der viele Jahre seines Lebens in Saudi-Arabien verbracht hat, kann es kaum erwarten. Leider kommt es ein bisschen anders, als wir erwarten. Ziemlich stürmisch geht es zu als wir die N13 entlang über Erfoud in Merzouga ankommen. An Aussteigen aus dem Auto ist kaum zu denken. Auch die Sicht wird durch den Sand in der Luft ziemlich erschwert und wir sind ein wenig enttäuscht. Zwar hatten wir im Wetterbericht bereits gesehen, dass es ein wenig windig sein soll, allerdings hatten wir es uns nicht ganz so schlimm vorgestellt. Da unser Marokko-Visum sich dem Ende neigt, können wir auch nicht ewig auf besseres Wetter warten.
Als wir so entlang der Erg Chebbi fahren, entdecken wir plötzlich zwei ausgebaute LKW’s weiter weg auf einer Sandfläche. Bei genauerem Hinsehen, bemerken wir, dass einer der LKW’s festzustecken scheint. Das wollen wir uns mal aus der Nähe anschauen und fahren hin. Tatsächlich! Fast sieht es nach einem hoffnungslosen Unterfangen aus, wie die 10 zur Hilfe geeilten Marokkaner versuchen, mehrere Sandbleche unter die Reifen zu stopfen. Wir packen mit an und freuen uns ca. 2 Stunden später, dass der LKW wieder frei ist. Durch den sehr starken Wind wurde es ziemlich anstrengend und wir sind froh, als es geschafft ist. Da es schon reichlich spät geworden ist, beschließen wir, zusammen mit dem Schweizer Pärchen aus dem einen LKW und dem Deutschen Pärchen samt dritter Mitfahrerin, einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir wollen etwas geschützt stehen, was sich gar nicht so einfach realisieren lässt. Wir finden aber doch einen relativ ruhigen, einigermaßen windgeschützten Platz und gehen ziemlich früh ins Bett.
Am nächsten Morgen schöpfen wir zunächst Hoffnung. Kein Wind! Wir genießen den Sonnenaufgang über den Dünen und quatschen lange Zeit noch mit den anderen, bevor wir uns auf den Weg machen, die Gegend rund um die Erg Chebbi weiter zu erkunden. Als es auf die Mittagszeit zugeht, kommt immer mehr Wind auf. Ne Stunde später wird es uns dann auch schon wieder zuviel. Man kann kaum Zeit draußen verbringen, ohne dass man sich gleich wie gesandstrahlt fühlt. Auch den kleinen Hund kann ich kaum rauslassen, weil sie direkt vom Wind wieder umgeweht wird. Zusätzlich zu schaffen machen uns etwas die vielen Marokkaner, die ständig an uns kleben, um uns einen Kamelritt oder eine Offroad-Fahrt durch die Dünen anzudrehen. Wir hatten uns eigentlich total auf die Wüste gefreut, jedoch war die Stimmung irgendwie ein wenig im Keller. Naja, so ist das halt. Wir beschließen, dem Sandsturm zu entgehen und die Erg Chebbi erstmal wieder zu verlassen.
Und nochmal Meski
04.03.2018 – 05.03.2018
Da wir wussten, dass in Meski auf dem Campingplatz noch einige nette Leute rumstehen, fahren wir direkt wieder dorthin zurück. Tatsächlich finden wir dort Stefan und Alex wieder, mit ihrem VW LT 4×4, sowie Georg und Manuela mit ihrem …, die wir vorher noch nicht kannten. Georg hatten wir aber bereits über unsere Facebook Gruppe auf dem Schirm und so gab es ein herzliches Kennenlernen. Mit Stefan und Alex beschließen wir, am nächsten Morgen einen Abstecher zu einer nahegelegenen Höhle zu machen, bevor uns unser Weg wieder Richtung Norden führt. Den Abend lassen wir dann alle zusammen mit einigen Bieren und tiefgründigen Gesprächen ausklingen ;-).
Von Rich aus fahren wir auf der N13 Richtung Errachidia. Kurz vor Errachidia kommen wir an einem Stausee vorbei und schon von Weitem erkennt Oli die Pistenkuh auf der steinigen Plattform. Wir beschließen, mal kurz Hallo zu sagen und fahren runter. Aus dem kurzen Hallo werden fast 3 Tage und viele tolle Gespräche. Wir kannten die beiden bisher noch nicht persönlich und freuen uns, die nette Bekanntschaft gemacht zu haben. Am 3. Tag machen wir dann aber doch endlich den Abflug, weil unser Zeitplan ein wenig hinterherhinkt. Weiter geht es also auf gleicher Route Richtung Errachidia.
Errachidia
28.02.2018 – 01.03.2018
Aber halt! Da war doch noch was … So schnell geht es nicht weiter. Gerade die Abbiegung vom Stausee verlassen, da halten uns 2 Polizisten an. Wir machen uns keine Sorgen, werden schlussendlich aber doch ziemlich lange festgehalten. Wie gewöhnlich bei den Polizeikontrollen in Marokko wollen die Zwei zuerst unsere Reisepässe sehen. Dann stellen sie uns Fragen. Woher kommen wir? Wohin fahren wir? Warum sind wir in Marokko? Was arbeiten wir? Alles kein Problem. Als nächstes will der nette Herr dann den Fahrzeugschein sehen. Hmmm… wo war der denn noch gleich? Oli sucht die üblichen Stellen ab, kann ihn aber nirgends finden … “Moment noch, Herr Polizist!”. Oli verschwindet nach hinten und begibt sich an die Suche. Wo ist denn bloß der blöde Fahrzeugschein? Der Polizist wird schon ungeduldig und fragt mich vorne, was Oli da hinten macht. Ich setze ein entschuldigendes Lächeln auf und hoffe das Oli das Ding endlich findet. “Ah da isser ja!” triumphiert Oli, klettert nach vorne und reicht den Fahrzeugschein aus dem Fenster. Alles top also … Jetzt bitte noch hinten die Türen aufmachen. Hmmm… schon etwas ungewöhnlicher bei ner normalen Kontrolle. Oli öffnet die Türen und der Polizist will einsteigen. Sam waltet seines Amtes und fängt an zu knurren. Den Polizist stört es nicht, denn so kann er gleich auch noch die Papiere des Hundes kontrollieren. Macht er auch. Alles da, alles top! Soooo jetzt bitte mal zeigen wo der Kühlschrank ist. Häää, Kühlschrank? Naja egal, wir haben ja nix zu verbergen. Denken wir zumindest … Bis der Polizist das Bier entdeckt. Jetzt will er auch noch die Bierdose haben, denn “Bier ist illegal”, sagt er. “Nix illegal”, sagt Oli, “haben wir doch in Marokko gekauft”. Der Polizist steigt mit der Dose aus und zeigt sie seinem Kollegen. “Die wollen vielleicht einfach nur das Bier abstauben”, sagt Oli zu mir. Klingt einleuchtend, wäre allerdings ein herber Verlust für uns ;-). Wir lassen uns aber nicht beirren und beharren darauf, dass Bier ganz bestimmt nicht “illegal” für uns ist. Plötzlich hat er scheinbar ein Einsehen, drückt Oli die Dose in die Hand und wünscht uns noch ne “bonne route” … Mensch, was war denn das für ne Nummer? Naja, hauptsache es kann weitergehen nach Errachidia.
Angekommen in Errachidia, suchen wir erst mal den Supermarkt auf, um uns mit ein paar Dingen einzudecken, die man in den üblichen Tante-Aisha-Lädchen nicht bekommt. Schon auf dem Parkplatz fällt uns riesenhafter LKW mit deutschen Nummernschild auf, neben dem wir parken. Die Besitzer steigen ebenfalls gerade aus und man sagt sich nett Hallo. Bodo und Hadda heißen die beiden. Er Deutscher, sie Marokkanerin. “Bodo mit dem Bagger und er baggert noch”, sagt sie lachend mit ihrem marokkanischen Akzent. Wirklich nett die beiden. Sie leben in Errachidia und haben dort ein Haus. Ruckzuck folgt auch schon die Einladung auf nen Kaffee auf ihrer Terasse. Da sind wir doch dabei :-)! Schnell was einkaufen und dann ab auf nen Kaffee zu den beiden. Bodo hat seinen großen Wohn-LKW auf seinem Hof stehen, mit ner großen Mauer drumrum. Da Bodo auch mal ganz froh ist, mit Deutschen zu quatschen, lädt er uns ein über Nacht zu bleiben. Wir wollten zwar streckenmäßig noch ein paar Kilometer hinter uns bringen an diesem Tag, aber hey, sooo eilig isses auch wieder nicht. Wir verbringen also einen netten Abend mit Bodo und Hadda und für mich springt sogar noch ne Dusche raus ;-). Was will man mehr?
Am nächsten Morgen – es ist Olis Geburtstag – verabschieden wir uns herzlich von den beiden und machen uns endlich auf in Richtung Wüste :-). Erg Chebbi ist unser nächstes Ziel …
Aus dem hohen Atlas kommen wir nach Er-Rich gefahren und wissen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diese Stadt uns wohl immer in Erinnerung bleiben wird. Es ist gerade Markt und wir beobachten das rege Treiben der Marokkaner. Als wir auf den Marktplatz kommen, fallen uns als erstes die vielen Mercedes T1 auf, die fast den gesamten Marktplatz einnehmen. Hier fühlt sich Oli natürlich wie im 7. Himmel :-). Er parkt mittendrin und freut sich über die belustigten Blicke der Marokkaner. Wieder staunen alle über die großen Reifen auf unserem “Iggy”. Kaum angehalten, liegen die ersten Marokkaner schon unter unserem Auto und können gar nicht glauben, dass wir ein Allradfahrzeug haben. Immer wieder rufen sie mit Fragezeichen in den Augen: “Kat kat”? “Klar!”, bestätigen wir dann immer stolz … Kat kat (keine Ahnung wie es wirklich geschrieben wird) kommt wohl von “quatre,” (franz.=4) also 4×4. Jedenfalls stehen wir in der Mitte der vielen Fahrzeuge und Oli schießt fröhlich ein paar Bilder.
Nach ausreichend Fotos kurven wir noch ein bisschen durch die Stadt. Auf einem anderen vielbefahrenen Platz liegt da plötzlich ein kleines Hinderniss auf der Straße, dem Oli ausweichen muss. Auch andere Autofahrer fahren knapp dran vorbei. Beim Weiterfahren bemerke ich, dass es sich um einen kleinen Welpen handelt. Einsam und allein hockt er da auf der Straße. Ich bin gleich am Start und schreie “Halt! Den müssen wir von der Straße nehmen”. Oli muss ohnehin drehen und zähneknirschend zurückfahren, da wir in einer Sackgasse gelandet sind. Er weiß ja schon was kommt … In weiser Voraussicht fährt er nochmal an dem kleinen Häufchen vorbei und redet auf mich ein “Nix da, wir können keinen Hund mitnehmen. Der gehört schon wohin, wir fahren jetzt weiter”. Mit wilden Drohungen bringe ich ihn dazu, das Auto erneut zu wenden, damit ich den Hund “nur mal schnell von der Straße nehmen kann”. Nur schnell schauen, wo die Mama ist, mehr will ich ja gar nicht. Ich steige aus, nehme das Häufchen von der Straße und blicke mich fragend nach den umherstehenden Marokkanern um. Ein Ladenbesitzer lässt meinen kleinen Funken Hoffnung platzen und teilt mir mit eindeutigen Gestiken mit, dass die Mutter des Welpen erschossen wurde. Als ich weitere Leute befrage, teilt man mir – wieder mit eindeutigen Gestiken – mit, dass ich den Hund doch einfach in die Mülltonne schmeißen solle. Hmm… natürlich keine Option! Als ich mit dem Würmchen auf dem Arm ins Auto steige, startet Oli einen letzten kläglichen Versuch, mich von der Mitnahme des Welpen abzubringen. Natürlich ohne Erfolg … Schwuppdiwupp packe ich das Mäuschen, welches sich nach einer kleinen Untersuchung als weiblich rausstellt, in die Badewanne, während Oli in einem Autoteileladen nach Mercedes-Aufklebern sucht. Sie ist ziemlich schmutzig und ich will das Bad auch für eine erste Bestandsaufnahme nutzen. Keine Flöhe! Das verbuche ich schonmal unter den Pluspunkten. Flöhe im Camping-Auto möchten wohl niemand gern haben ;-). Ansonsten fällt mir erstmal nichts weiter auf. Es soll sich noch rausstellen, dass ich damit ziemlich falsch liege, aber dazu schreibe ich in einem gesondertern Beitrag noch mehr.
Erstmal ist das Würmchen bei uns und wir beschließen, es aufzupeppeln. Ich schätze, sie wäre an diesem Tag wohl entweder noch überfahren, verhungert oder vielleicht von marokkanischen Kindern zu Tode gesteinigt worden. Erfahrungsgemäß sind die da nicht so zimperlich mit kleinen Hunden. Naja, jetzt erst mal weiter im Programm mit unserem Roadbook.
Oli sucht – wie bereits erwähnt – nach Aufklebern, um unseren Mercedes ein bisschen “aufzuhübschen” (was das angeht, haben wir jedoch nicht unbedingt denselben Geschmack ;-)). Als er nach ner halben Stunde noch immer nicht zurück ist, gehe ich mal schauen, was er so treibt. Da hockt er doch tatsächlich direkt vor dem Laden mit dem Ladenbesitzer auf dem Bürgersteig und trinkt ne Tasse Tee. Da kann ich ja lange warten … Naja, aber so muss das halt in Marokko! Mir ist gleich klar, dass es wohl noch keine preisliche Einigung gegeben hat. Ich setze mich also dazu, werde herzlich begrüßt und bekomme ebenfalls eine Tasse Tee. Der Ladenbesitzer spricht sogar recht gutes Englisch und sein Kumpel, der ebenfalls dabei sitzt, spricht Spanisch und Englisch. Da sitzen wir also auf dem Boden, quatschen über Gott und die Welt und nebenbei wird immer mal wieder über den Preis für den großen Haufen Aufkleber, den Oli vor sich liegen hat, gefeilscht. Während wir da sitzen kommen immer wieder wildfremde Leute vorbei und bieten uns was von ihren Einkäufen an. Nicht etwa verkaufen, sie wollen uns was schenken. So gibts Bananen und Erdbeeren zum Tee und immer wieder gesellen sich Leute dazu um mitzureden. So kann man den Nachmittag auch rumkriegen :-). Nach ca. zweieinhalb Stunden zieht es uns dann aber doch weiter. Über den Preis wird sich dann endlich geeinigt und wir verabschieden uns herzlich von den netten Marokkanern.
Unser nächstes Ziel ist Errachidia.
PS: Für alle, die die Geschichte des kleinen Hundes weiterverfolgen möchten, gibt es in Kürze – da vielleicht nicht alle auf Hundegeschichten stehen – eine gesonderte Blogreihe.
Nach Tazzarine geht es weiter auf der N12 bis Alnif und danach auf der R113 bis Tinerhir, wo die berühmte Todra Schlucht beginnt oder, wenn man so will, endet. Anfangs ist die Todra Schlucht eine schmale Straße, von der rechts und links imposante bis zu 300 m hohe Felswände in den Himmel ragen. Der schmale Eingang ist größtenteils kommerzialisiert und man findet viele Verkaufsstände entlang der Straße. Wir werden von jeder Menge Kinder umringt, die uns aus Palmenblättern gebastelte Kamele “schenken” wollen. Zu Beginn ist es noch ok, aber nach dem 5. Palmenkamel machen wir uns dann schnell davon, schießen auf dem Weg noch ein paar Bilder und fahren weiter.
Immer den Fluss entlang fahren wir bis kurz vor Imilchil und biegen dann rechts ab Richtung Er-Rich. Wir befinden uns inzwischen auf 2800 m. Rechts und links neben der Straße türmen sich bereits schmelzende Schneeberge. Hier oben ist es natürlich deutlich kälter, aber trotzdem sehr schön. Durch die Schneeschmelze ist natürlich reichlich Wasser im Fluss. Immer wieder passieren wir überschwemmte Straßenabschnitte und gönnen Iggy eine Unterbodenwäsche.
Wir fahren durch viele Bergdörfer, deren Straßen nur noch aus großen Schlaglöchern bestehen. Hier kommen – zumindest um diese Jahreszeit – nicht so oft Touristen durch. Die Menschen schauen zwar etwas mürrischer drein, winkt man ihnen aber zu oder lacht sie an, erhält man ein Lächeln zurück und es wird ebenso gewunken, wie sonst überall in Marokko. Insgesamt sind wir sowieso ziemlich begeistert von der Freundlichkeit der Marokkaner. Schlechte Erfahrungen haben wir bisher keine nennenswerten gemacht. Ich stelle mir immer wieder vor, wie es in Deutschland abläuft, wenn ein Wohnmobil bzw. Bus aus einem fremden Land vorbeifährt. Es wäre kaum anzunehmen, dass die Insassen von irgendwem ein nettes Lächeln erhalten oder ihnen zugewunken würde.
Naja, wie auch immer … Mitten auf dem Weg im hohen Atlas beginnt es irgendwann dunkel zu werden und wir suchen einen Nachtplatz. Gar nicht so einfach, wenn wir nicht unbedingt mitten in einem Dorf übernachten wollen. Schließlich finden wir eine Ausbuchtung in den Felswänden wo wir auf einer kleinen Fläche parken und die Nacht verbringen können. Am nächsten morgen schauen wir uns etwas in der Gegend um und entdecken direkt neben unserem Nachtplatz einen hübschen kleinen Wasserfall. Leider ist es uns etwas zu kalt für eine morgendliche Dusche unterm Wasserfall. Richtung Er-Rich geht es immer weiter runter und auch die Temperaturen werden wieder wärmer. Unser nächstes Ziel ist also Er-Rich …
Nachdem wir Ouarzazate hinter uns lassen, düsen wir mit einem kleinen Halt in Agdz über die N9 weiter nach Zagora. Dort wollen wir wieder auf unsere Österreicher Freunde Sabine und Peter mit ihrem Mercedes Rundhauber August (www.augustderreisewagen.at) treffen. Wir sind auf dem Campingplatz Sindi bat verabredet und treffen zu unserer Überraschung auch wieder auf die Feuerwehr, sowie Debbi und Dominik. Auch Bo, mit seinem Iglhaut ist dort und wir verbringen in großer Runde zwei nette chillige Tage auf dem Campingplatz in Zagora. Wir nutzen die Zeit und das schöne Wetter, um mal wieder Wäsche zu waschen und ein paar Schönheitsarbeiten an Iggy durchzuführen. Ich klebe unser großes wegfahrer.de Logo auf die Seite und Oli malt den Afrikanischen Kontinent aufs Auto. Außer faulenzen, machen wir in Zagora nicht viel und düsen nach den zwei Tagen weiter Richtung Tazzarine, wo wir uns ca. 5000 Jahre alte Steingravuren anschauen möchten.
Die Steingravuren bei Tazzarine
24.02.2018
Von Zagora nehmen wir die N12 Richtung Tazzarine. Ca. 10 km vor der Stadt geht links eine gut befahrbare Steinpiste ab. Nach einigen Kilometern gelangt man in ein trockenes Flussbett, welches man durchfahren muss, um zu den Steinmalereien zu kommen. Mitten auf dem Weg gibt es plötzlich einen Knall. Nach kurzer Bestandsaufnahme stellen wir fest, dass der Stabilisator vorne wieder gerissen ist. Wir hatten ihn einige Zeit vorher schon mal schweißen lassen. Nicht weiter schlimm, also kann es weitergehen. Es ist schon früher Abend, als wir durchs Ouet (Flussbett) fahren und die tiefstehende Sonne taucht die ohnehin wunderschöne Strecke in ein tolles Licht. Die Piste führt durch einen kleinen Ort namens Ait Ouaazik, welchen wir auf keiner Karte finden können und endet in einer Sackgasse direkt bei den Steinmalereien. Das ganze drumherum ist relativ unspektakulär, aber die uralten Steine beeindrucken uns schon sehr. Ein netter Marokkaner erklärt uns die verschiedenen Zeichen und Tiergestalten und erzählt uns ein bisschen was über die Entstehungsgeschichte. Am Ende dürfen wir uns in ein Gästebuch eintragen und lassen ihm ein kleines “Trinkgeld” da.
Zum Übernachten fahren wir die Piste auf halber Strecke wieder zurück und suchen uns ein lauschiges Plätzchen etwas Abseits. Wir schmieden Pläne für die kommenden Tage und beschließen, auch wenn die niedrigen Temperaturen abschreckend wirken, nach der Todra-Schlucht noch weiter in den hohen Atlas zu fahren.